Theologe Reimers leitet Untersuchung beim NDR

Er hat Hinzt&Kunzt und das Spendenparlament erfunden: Jetzt soll der Hamburger Stephan Reimers den aufgewühlten NDR unter die Lupe nehmen.

Stephan Reimers vor der Hamburger Rathauspassage, die er mit entworfen hat
Stephan Reimers vor der Hamburger Rathauspassage, die er mit entworfen hatRathauspassage

Hamburg/Kiel. Nach den Vorwürfen in zwei Landesfunkhäusern des NDR kündigt Intendant Joachim Knuth eine „komplette Bestandsaufnahme“ an. „Ich möchte wissen, wo der NDR steht“, sagte Knuth. Für die unabhängige Untersuchung habe er den evangelischen Theologen Stephan Reimers (78) gewinnen können. Reimers habe bereits mehrfach bewiesen, dass er unabhängig sei und die nötige kritische Distanz habe.

Die Aufarbeitung sei auf drei Monate ausgelegt, sodass mit einem Bericht im ersten Quartal 2023 zu rechnen sei. Reimers werde mit einem Team aus internen und externen Prozessmanagern arbeiten, hieß es.

„Alle sollen zu Wort kommen“

Zunächst sei geplant, mit allen Arbeitsbereichen des NDR Kontakt aufzunehmen und Termine für Gespräche zu vereinbaren, sagte Reimers. Hierfür werde sowohl eine Erreichbarkeit per Mail als auch telefonisch geschaffen, denn „alle, die etwas beizutragen haben, sollen zu Wort kommen“, so der Theologe.

Das sind die Vorwürfe

Die bereits begonnenen Aufarbeitungsprozesse in den Landesfunkhäusern in Hamburg und Kiel werden weiterlaufen, hieß es. Der Bericht der unabhängigen Korruptionsbeauftragten zu den Vorwürfen gegen die Direktorin des Landesfunkhauses Hamburg, Sabine Rossbach, werde Mitte Oktober erwartet. Rossbach soll ihrer älteren Tochter als Inhaberin einer PR-Agentur jahrelang ermöglicht haben, ihre Kunden in NDR-Programmen zu platzieren.

Knuth erhoffe sich durch die unabhängige Untersuchung ein Bild darüber, „wie es um unser Miteinander in der Zusammenarbeit bestellt ist“. Es gehe darum, sich einen Spiegel vorhalten zu lassen und im Anschluss mit den gewonnenen Erkenntnissen Veränderungen auf den Weg zu bringen, so Knuth. Es brauche ein gutes Klima und gegenseitigen Respekt, um „das bestmögliche Programm“ zu machen.

„Unvoreingenommen und unabhängig“

Reimers für diese Aufgabe gewonnen zu haben, sei ein „gutes Gefühl“, sagte Knuth. Der Theologe Stephan Reimers war von 1992 bis 1999 Mitglied im NDR-Rundfunkrat. Als Leiter der Hamburger Diakonie initiierte er zahlreiche Projekte wie die Obdachlosenzeitschrift „Hinz&Kunzt“ oder das Hamburger Spendenparlament. Der NDR und der unabhängige Journalismus lägen ihm am Herzen, sagte Reimers. Deswegen sei er der Bitte des NDR nachgekommen und werde seinen Teil zu einem Kulturwandel beitragen. „Das werde ich unvoreingenommen und unabhängig tun.“ (epd)