Theologe Hartl: Kirche in Deutschland braucht mehr Herzlichkeit

Er ist bekannt für sein Gebetshaus und das Glaubensfestival “Mehr”. Seit Kurzem sitzt der Augsburger Theologe Johannes Hartl auch im Deutschen Knigge-Rat. Nun gibt er Tipps für die Kirche und den Mail-Verkehr.

Der Augsburger Theologe Johannes Hartl (45) rät der katholischen Kirche in Deutschland zu einem freundlicheren Auftreten. “Eine größere Kultur der Herzlichkeit und des Zugehens auf Leute würde uns als katholischer Kirche in Deutschland gut zu Gesicht stehen”, sagte Hartl in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Hartl verwies auf eigene Erfahrungen aus dem Ausland: “Anderswo ist es üblich, dass man zum Gottesdienst an der Tür begrüßt wird, oder dass man Neuankömmlinge informiert, wie eine Messe abläuft.”

Der Theologe ergänzte: “Das wäre höflich und damit auch bibelkonform, heißt es doch etwa im Philipperbrief im Neuen Testament ‘in Demut achte einer den andern höher als sich selbst’. Diese Demut, die kann ich ja nicht am Herzen ablesen, die muss sich schon durch Taten nach außen zeigen.”

Hartl ist bekannt für das von ihm gegründete und geleitete Gebetshaus in Augsburg, in dem rund um die Uhr gebetet wird. Zudem veranstaltet er das Christenfestival “Mehr”, das alle zwei Jahre mit mehr als 10.000 Gläubigen in der Augsburger Messe stattfindet. Kürzlich ist Hartl zudem für zwei Jahre in den Deutschen Knigge-Rat berufen worden. Das Gremium, das aus rund zehn Experten etwa für Ethik, Rhetorik und Business-Etikette besteht, setzt sich nach eigenen Angaben mit gesellschaftlichen Fragestellungen und neuen Trends auseinander und entwickelt einheitliche Empfehlungen für den deutschsprachigen Raum.

Einen konkreten Benimm-Tipp gab Hartl im Interview im Blick auf den E-Mail-Verkehr: “Schreiben Sie vor der Verabschiedung freundlichen Small Talk in Ihre Mail, so was wie ‘Genießen Sie die angekündigten Sonnentage’. Das ist neu und schwer für uns Deutsche, wir sind sehr sachorientiert, aber international ist das gang und gäbe – was das Miteinander schöner macht.”

Zudem riet Hartl in Sachen Erscheinungsbild: “Man sollte stets bedenken, dass Kleidung und Auftreten immer etwas aussagen, ob man diese Mittel bewusst einsetzt oder nicht. Ich glaube, Botschaften an Dritte kommen dann am besten an, wenn man möglichst authentisch und zugleich dem Rahmen angemessen erscheint.”