Theologe empfiehlt: Konfirmationen erneut verschieben

Viele Gemeinden hätten im vergangenen Jahr im September im Freien gefeiert. Das habe sich bewährt, sagt Pastor Andreas Behr. Termine im Frühjahr seien theologisch nicht zwingend.

Eine Konfirmation mit Maske – so sieht es überall im Norden aus
Eine Konfirmation mit Maske – so sieht es überall im Norden ausJens Schulze / epd

Loccum/Kr. Nienburg. Der Pastor und Konfirmationsexperte Andreas Behr empfiehlt den Kirchengemeinden, die Konfirmationsfeiern in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie erneut zu verschieben. „Es gibt keine theologischen Gründe, die zwingend für das Frühjahr sprechen“, sagte Behr dem Evangelischen Pressedienst (epd). Viele Gemeinden hätten im vergangenen Jahr gute Erfahrungen damit gemacht, die Konfirmationen im September zu feiern. Das sei oft im Freien geschehen. Einige wollten generell auf diesen Termin ausweichen.

Vor Beginn der Corona-Pandemie gingen in Niedersachsen und Bremen rund 30.000 Jugendliche zur Konfirmation. Bundesweit waren es im Jahr 2018 rund 166.000. Normalerweise beginnt die Zeit der Konfirmationsfeiern am Sonntag nach Ostern und dauert bis in den Mai hinein. Das Frühjahr habe sich als Termin für den Konfirmationsgottesdienst eingebürgert, weil früher kurz vor Ostern die Schulzeit zu Ende gewesen sei, und die Jugendlichen ihre Ausbildung begonnen hätten, erläuterte Behr. Der Theologe ist Dozent für Konfirmanden-Arbeit am Religionspädagogischen Institut in Loccum bei Nienburg.

Zertifikat für Paten

Behr regte an, die Konfirmation „elastischer“ zu machen. „Das Ende der Konfirmanden-Zeit könnte man auch online feiern“, sagte er. Für die Teilnahme an einer Kirchenvorstandswahl müssten die Jugendlichen mindestens 14 Jahre alt sein, aber nicht zwingend konfirmiert. Die Religionsmündigkeit mit 14 Jahren sei ebenfalls nicht an eine Konfirmationsfeier gebunden. „Auch Taufpate sollte man schon dann werden können, wenn man die Konfirmandenzeit durchlaufen hat“, sagte Behr. Zu diesem Zweck könnten die Paten dann ein Zertifikat erhalten, auch wenn sie noch nicht in einem Konfirmationsgottesdienst eingesegnet worden seien.

Andreas Behr
Andreas BehrDetlef Albrecht

Dennoch sei ein Konfirmationsfest wichtig, sagte der Pastor: „Es sollte schon eine große Feier geben, bei der die Konfirmanden im Mittelpunkt stehen und bei der sie den Segen zugesprochen bekommen.“ Dass viele Jugendliche nach ihrer Konfirmation erst einmal eine Pause vom kirchlichen Gemeindeleben einlegen, ist aus Sicht von Behr in diesem Alter ganz normal. „Für Konfirmanden setzt die Konfirmation einen Schlusspunkt“, sagte er. Sie empfänden sich noch nicht als Teil der Gemeinde. „Interessanterweise sagen oft die gleichen Konfis, dass sie gern bei Freizeiten oder im Kindergottesdienst mitwirken und auch gelegentlich mal wieder in einen Gottesdienst gehen wollen.“

Käßmann plädiert für kreative Feiern

Gegen eine generelle Verschiebung von Konfirmationen hat sich Margot Käßmann ausgesprochen. „Ich plädiere dafür, kreativ zu sein. Denn Feste lassen sich nicht von Jahr zu Jahr verschieben“, schrieb die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in der „Bild am Sonntag“. So würde ein 16-jähriger Junge „den Konfirmandenunterricht von 2020 im Jahr 2022 innerlich längst zu den Akten gelegt“ haben. „Wir können nicht alle Feste auf eine Zeit nach Corona verschieben, um dann sämtliche runde Geburtstage, Hochzeiten, Taufen zusammenzudrängen.“

Es brauche Fantasie, um die Regeln einhalten und trotzdem feiern zu können. Die ehemalige hannoversche Landesbischöfin erinnerte als Beispiel an eine Kirchengemeinde, in der im vergangenen Jahr alle 30 Konfirmanden einzeln eingesegnet worden seien. Bereits im letzten Jahr seien Konfirmationen vielerorts abgesagt, in den Herbst verlegt oder auf dieses Jahr verschoben worden. „Wir leben jetzt“, schrieb Käßmann weiter: „Es lässt sich nicht alles verschieben auf irgendwann.“ (epd)