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Theologe: “Die Situation der Christen in Gaza ist mehr als schwierig”

Nach Ansicht des Theologen Georg Röwekamp (Bochum) ist die Situation der Christinnen und Christen in Gaza mehr als schwierig. „Wie alle anderen Bewohner des Gebietes leiden sie unter den fortwährenden Kämpfen sowie dem Mangel an Lebensmitteln und Medikamenten“, sagte Röwekamp im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Der Autor des Buchs „Christen in der Region Gaza. Eine vergessene Geschichte“, das im Herder-Verlag (Freiburg) erschienen ist, sagte, in Gaza harrten nur noch wenige Hundert Christinnen und Christen unter schwierigsten Bedingungen aus und es sei fast ein Wunder, dass sie die Hoffnung auf eine Wende nicht aufgegeben haben. „Auf beeindruckende Weise feiern sie weiter täglich ihre Gottesdienste und versuchen, den Menschen in der Nachbarschaft beizustehen.“

Röwekamp, der bis April 2025 Leiter des Pilgerhauses des Deutschen Vereins vom Heiligen Lande in Tabgha am See Genezareth (Israel) war, sagte, er hoffe zunächst inständig, dass ein baldiger Waffenstillstand dazu führt, dass die Christinnen und Christen von Gaza rein physisch überleben. „Und natürlich hoffe ich, dass sie dann bleiben können. Sonst wäre Gaza einer dieser Orte im Ursprungsland des Christentums, wo es keine Christen mehr gibt.“

In der Region Gaza gebe es eine reiche christliche Geschichte. „Die Überlieferung sagt, dass schon die Heilige Familie auf ihrer Flucht nach Ägypten durch Gaza gekommen ist.“ Erste sichere Zeugnisse hätte man aus dem Ende des dritten Jahrhunderts, als mehrere Christen und Christinnen aus Gaza als Märtyrer starben. Wenig später habe die Blütezeit des Christentums begonnen: „Hilarion von Gaza brachte das Mönchtum ins Heilige Land, und Schriften von Gaza-Mönchen wie Dorotheus und Barsanuphius werden noch heute gelesen.“

Aber auch nach der arabischen Eroberung sei das Christentum nicht verschwunden. „So ist zum Beispiel Suleiman von Gaza im 11. Jahrhundert der erste christliche Dichter überhaupt, der auf Arabisch schrieb.“

Vor dem 7. Oktober 2023 habe es noch gut 1.000 Christinnen und Christen in Gaza gegeben – davon waren 136 römisch-katholisch, die übrigen griechisch-orthodox. Zudem gebe es noch das Anglikanische Krankenhaus. Nach Kriegsbeginn seien praktisch alle in die Gebäude rund um die jeweilige Pfarrkirche in Schulen, Kindergärten, Behindertenheime zurückgezogen, weil sie sich dort sicherer fühlen. Inzwischen hätten eine ganze Reihe von ihnen den Gazastreifen auf unterschiedlichen Wegen verlassen, sagte Röwekamp. (1778/20.07.2025)