Theologe: Das Denken des Thomas von Aquin wirkt bis heute nach

Der Dominikaner und Sozialethiker Thomas Eggensperger hat anlässlich des 750. Todestages des Philosophen und Theologen Thomas von Aquin (1225-1274) am 7. März die Bedeutung des mittelalterlichen Denkers herausgestrichen. Er habe in bis heute maßgeblicher Weise „das fruchtbare Wechselverhältnis von Glaube und Vernunft aufgezeigt“, sagte der katholische Theologieprofessor dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Damit hat er einseitigem Dogmatismus und Fundamentalismus entgegengewirkt.“

Eggensperger ist Schriftleiter der „Deutschen Thomas-Ausgabe“, der deutschen Übersetzung des Hauptwerks von Thomas, der „Summa Theologiae“. Darin werde der menschlichen Vernunft (lateinisch: ratio) ein hoher Rang eingeräumt, sagte der Theologe weiter. Auch deshalb ergäben sich viele Anknüpfungspunkte für das moderne Denken: „Sein Verständnis von ratio ist von der autonomen Vernunft eines Immanuel Kant gar nicht so weit entfernt. Tatsächlich lesen sich manche Stellen so, als hätte Kant sich von Thomas inspirieren lassen.“

Ein noch heute viel diskutiertes Lehrstück aus der „Summa“ seien die als „Gottesbeweise“ bekannt gewordenen „fünf Wege“, erläuterte der Theologe. Mit seinen „fünf Wegen“ zeige Thomas fünf Möglichkeiten auf, durch vernünftige Rückschlüsse von der Erfahrung der sinnlich wahrnehmbaren Dinge auf die Existenz Gottes zu kommen. Dass alles bewegt und verursacht sei, führe letztlich zur Frage, ob nicht am Ende etwas da sei, das nicht bewegt und selbst auf keine andere Ursache zurückführbar ist. „Der Erstbeweger oder die Erstursache wird dann Gott genannt. Ich finde es sehr spannend, diese Denkrichtung zu studieren und mir methodisch anzueignen.“

Überdies wirkten Thomas Gedanken zur Gerechtigkeit und zum Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft bis heute nach, sagte der Professor. So hätten Theologen zu Beginn des 16. Jahrhunderts, unter Rückgriff auf die Theologie des Thomas, einen humanen Umgang mit den Ureinwohnern in den von Spanien eroberten Gebieten in Amerika gefordert. Einer von ihnen, Francisco de Vitoria, gelte heute als Vater des modernen Völkerrechts.