Terrorismusforscher warnt vor neuer Welle islamistischen Terrors

Der international renommierte Terrorismusforscher Peter Neumann beobachtet eine neue Welle islamistischen Terrors in Westeuropa. „Wenn sie nicht durchbrochen wird, müssen wir in wenigen Jahren möglicherweise wieder mit großen Anschlägen rechnen“, sagte der Politikwissenschaftler dem Bremer „Weser-Kurier“ (Samstag). Ihm zufolge gab es seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 in Westeuropa 30 versuchte und ausgeführte Anschläge. „Das ist verglichen mit dem Jahr 2022 eine Erhöhung um das Vierfache.“

Der Kampf gegen den islamistischen Terror müsse „absolute Priorität“ bekommen, forderte Neumann. So müssten Internet-Plattformen wie TikTok stärker kontrolliert werden. Radikalisierung, vor allem junger Menschen, finde zunehmend im Internet statt.

Handlungsbedarf sieht Neumann außerdem im Bereich Flucht und Asyl. „Die Zahlen beweisen, dass ein Großteil der Terroristen seit 2016 aus diesem Bereich kommen, ich schätze 70 Prozent.“ Viele Asylbewerber warteten mitunter jahrelang auf ihren Bescheid, „ohne Arbeit und Perspektive“. „Da kann man als Radikalisierungsforscher gut vorhersagen, was sich in so einer Situation psychologisch alles aufbaut.“ Fast alle Asylbewerber, die Attentate verüben, hätten sich erst in Deutschland radikalisiert.

Neumann hat 2008 ein Zentrum für Radikalisierungsforschung am King‘s College in London gegründet und zehn Jahre geleitet. 2021 war er Mitglied des „Zukunftsteams“ des damaligen Unions-Kanzlerkandidaten Armin Laschet.