Terre des hommes: Türkei ist kein sicherer Drittstaat

Das Kinderhilfswerk „terre des hommes“ warnt vor einer zunehmenden Gewalt gegen Flüchtlinge in der Türkei. Die Übergriffe richteten sich insbesondere gegen Geflüchtete aus Syrien, sagte Vorstandssprecher Joshua Hofert am Freitag in Osnabrück. Landesweit berichteten internationale Medien bereits von mindestens sieben Toten. Schutzsuchende seien in der Türkei keineswegs sicher. „Die Einstufung der Türkei als sogenannter Sicherer Drittstaat durch den EU-Türkei-Deal entbehrt jeder Grundlage und gefährdet Kinder und ihre Familien auf der Flucht“, unterstrich Hofert.

In der Stadt Kayseri kursiert laut Hofert seit vergangenen Sonntag ein Video in den sozialen Medien, das die Vergewaltigung eines angeblich türkischen Mädchens durch einen Syrer zeigen solle. Das Video habe Empörung ausgelöst. Gewalttätige Gruppen türkischer Anwohner hätten Geschäfte und Wohnhäuser verwüstet, die tatsächlich oder angeblich syrischen Staatsbürgern gehörten.

Inzwischen seien Hunderte Läden und Geschäfte zerstört. Auch Einrichtungen, die den Schutzsuchenden medizinische Versorgung, erschwingliche Lebensmittel oder Beratung böten, fielen dem Vandalismus zum Opfer.

„Wir befürchten, dass die Gewalt gegen Geflüchtete in der Türkei weiter eskaliert“, sagte Hofert. Auch in weiteren Provinzen sei es zu massiven Ausschreitungen gekommen. Partnerorganisationen vor Ort berichteten, dass Eltern öffentliche Plätze und Parks mieden, in denen ihre Kinder zuvor mit Kindern anderer Nationalitäten gespielt hätten.