Telefonseelsorge in MV stärker nachgefragt

Während der Pandemie brauchen die Menschen mehr Beistand. Auch die neue Chat-Seelsorge haben die Verantwortlichen ausgebaut.

Meike Böschmeyer / epd

Schwerin. Die ökumenische Telefonseelsorge in Mecklenburg-Vorpommern hat im vergangenen Jahr eine steigende Nachfrage verzeichnet. Die drei Mecklenburger Stellen in Rostock, Schwerin und Neubrandenburg erreichten mehr als 36.000 Anrufe, Chats und E-Mails, zehn Prozent mehr als 2019, wie deren gemeinsame Geschäftsführung auf epd-Anfrage mitteilte. In der vorpommerschen Stelle in Greifswald lag die Kontakt-Steigerung bei fast fünf Prozent. Dort erhöhte sich die Zahl der Anrufe und Chats von 5.003 im Jahr 2019 auf 5.237 im vergangenen Jahr. Hauptthemen der Anrufenden in Greifswald waren Einsamkeit und Corona, bei den Chat-Kontakten ging es vor allem um das Thema „Suizid“.

Aktuell werde die Arbeit der Mecklenburger Telefonseelsorge stark durch die Corona-Pandemie bestimmt, so die Geschäftsführung. Es gebe mehr Anrufe zu Einsamkeit, Verzweiflung oder Existenzängsten. Gleichzeitig sei aber auch die Telefonseelsorge selbst von der Pandemie betroffen. Schutzmaßnahmen und Hygienepläne müssten auch von den haupt- und ehrenamtlich Tätigen eingehalten werden. „Dienste wurden soweit als möglich verstärkt und zusätzlich abgesichert.“ Für Supervision, Aus- und Fortbildung mussten größere Räumlichkeiten angemietet werden, um die Hygiene-Vorgaben einzuhalten.

Nur jeder Zwölfte kommt durch

Weil es derzeit doppelt so viele Anrufe wie sonst gebe, sei die spontane Erreichbarkeit stark eingeschränkt, so die Mecklenburger Geschäftsführung. Aus den Verbindungsstatistiken der Telekom gehe hervor, dass jedem geführten Gespräch nicht mehr sechs, sondern aktuell zwölf erfolglose Anrufversuche gegenüberstehen. „Dies ist im Zusammenhang der aktuellen Corona-Pandemie, der sozial einschränkenden Maßnahmen und wirtschaftlichen Folgen wie zum Beispiel Kurzarbeit zu verstehen“, hieß es.

Onlineangebote wie die Chatseelsorge seien deshalb kurzfristig ausgebaut worden. Die noch junge Chatseelsorge habe sich in der Pandemie als immer stärker nachgefragtes Hilfeangebot der Telefonseelsorge Mecklenburg herausgestellt. Gerade in der Corona-Zeit habe sich gezeigt, dass es sich bei der Telefonseelsorge um ein zeitgemäßes und geeignetes Seelsorgeangebot handele.

Schwierige Finanzierung

Die Räumlichkeiten der Stellen in Schwerin und Rostock „stoßen jetzt an ihre Grenzen“, hieß es weiter. Ein räumlicher Ausbau sei wegen des erweiterten Angebots und wegen der Barrierefreiheit dringend erforderlich. Die Haushaltslage der Mecklenburger Telefonseelsorge sei aber angespannt und die Finanzierung der kommenden Jahre mit Unsicherheiten versehen. Deshalb sei das Angebot auf Unterstützung und Spenden angewiesen. Auch die Greifswalder Stelle steht nach eigenen Angaben vor der Herausforderung, die fortlaufende Finanzierung sicherzustellen.

Die ökumenische Telefonseelsorge in MV ist ein gemeinsames Kriseninterventionsangebot der katholischen Kirche, der evangelischen Kirchenkreise Mecklenburg und Pommern, der Caritas sowie des Diakonischen Werks MV. Das niedrigschwellige psychosoziale Angebot ist für jedermann unter den Telefonnummern 0800/1110111 und 0800/1110222 kostenfrei, anonym und vertraulich erreichbar. Etwa 290 Ehrenamtliche sorgen an den vier Standorten in Schwerin, Rostock, Neubrandenburg und Greifswald dafür, dass die Telefonleitungen rund um die Uhr besetzt sind. Das Angebot wird auch mit Zuschüssen von Kommunen und dem Land MV gefördert. (epd)