Tausend Dinge rund um die Orgel

„Kinderferienspiele rund um die Orgel“ hat das evangelische Stadtkantorat in Bielefeld angeboten. Die Kinder, die dabei waren, sind zu Experten für Töne, Tasten, Pfeifen und Wind geworden.

Geballtes Orgelwissen: Die Kinder der Ferienspiele mit Stadtkantorin Ruth Seiler (unten rechts) und den Leiterinnen  Sabine Paap (links) und Celine Sauer (oben rechts).
Geballtes Orgelwissen: Die Kinder der Ferienspiele mit Stadtkantorin Ruth Seiler (unten rechts) und den Leiterinnen Sabine Paap (links) und Celine Sauer (oben rechts).Anke von Legat

Alle haben sie auf der Orgel gespielt. „Aber keine Lieder – mehr so Quatschmusik“, erklärt Theo. Wenn man mit den Füßen auf die großen Tasten drückt, die Pedal heißen, dröhnt es richtig tief. „So: Uaaah!“, macht Lilith vor. Und Clemens fand es fast ein bisschen gruselig, hinten in die Orgel hineinzuklettern: Es ging nämlich zwei Treppen und eine Leiter hinauf, bis unters Dach der Kirche. „Und wenn dann jemand vorne spielt, ist es richtig, richtig laut!“

Wie kommt der Ton von der Taste zur Pfeife?

Wer etwas über die Königin der Instrumente erfahren möchte, muss nur mit den Kindern sprechen, die sich unter der Leitung von Kirchenmusikdirektorin Ruth Seiler eine Woche lang mit Orgeln beschäftigt haben. Die 22 Jungen und Mädchen im Grundschulalter können genau erklären, wozu man Filz in einer Orgel braucht (zum Beispiel, um die Deckel, die auf manchen Pfeifen sitzen, abzudichten), wieso es Holz- und Metallpfeifen gibt (die klingen unterschiedlich) und wie der Ton entsteht (indem die Taste über ein System aus Hebeln und Stangen ein Ventil öffnet, durch das dann Luft in die Pfeife strömt). Sie haben selbst einfache Instrumente gebastelt und von einem Orgelbauer gelernt, dass man nicht „Luft“, sondern „Wind“ sagt, wenn man über eine Orgel spricht.

Clemens war sehr beeindruckt von den großen Blasebälgen, die für den richtigen Luft- nein, Winddruck sorgen. „Die sind so stark, dass die locker 50 Steine hochheben können!“ Und Han zeigt mit Daumen und Zeigefinger, wie winzig manche Orgelpfeifen sein können. „Die stehen ganz hinten in der Orgel und machen die höchsten Töne“, erklärt sie. Überhaupt gibt es da ja so viele verschiedene Pfeifen – „2992“, hat Lilith sich gemerkt. „Hätten die acht mehr gemacht, dann wären es 3000 geworden!“

Neben dem Erkunden der Orgel steht Singen auf dem Programm

„Ich bin selbst erstaunt, wie die Kinder all diese Informationen aufgesogen haben“, erzählt Kirchenmusikerin Ruth Seiler. „Die waren total dabei.“ Die musikalischen Ferienspiele sollen demnächst zum festen Sommerprogramm gehören. „Wenn wir wollen, dass es mit Kirche weitergeht, müssen wir uns noch viel mehr um die Kinder kümmern“, sagt Seiler.

Neben all den Experimenten rund um die Orgel hat die Musikerin täglich mit den Sechs- bis Zehnjährigen gesungen. „Manche stammen aus meinen Kinderchören, aber andere hatten noch gar keine Chorerfahrung. Dafür klingt es jetzt schon ganz ordentlich“, findet sie.

Das stimmt. An diesem Vormittag wird für die Schlusspräsentation geprobt, die am Wochenende in der Kirche stattfinden soll. Ein Orgelbauerlied haben die Kinder eingeübt. „Achtung, jetzt ganz deutlich sprechen, damit man den Text auch versteht“, ruft Seiler. Und es klappt: „Viele tausend Stunden müssen Orgelbauer schuften, und sie müssen tausend Dinge kennen und verstehn“, singen die Kinder, und dann wimmelt es von Fachwörtern wie „Schleifen“, „Laden“, „Winddruck“ und „Intonieren“. Würde man fragen – ganz sicher könnte jedes Kind genau erklären, was damit gemeint ist.