Tauffeste rund um den Johannistag

Eingetaucht in Christus, aufgetaucht in Hoffnung. 2023 ist das Jahr der Taufe und des Taufgedächtnisses. Fröhliche Höhepunkte sind die unzähligen Tauffeste an Seen, Flüssen oder in Pfarrgärten.

Wasser bedeutet Leben. Auf dem Planeten Erde, in der Schöpfung und bei der Taufe. So auch an diesem Johannis-Wochenende, an dem im Rahmen des Jahres der Taufe viele Tauffeste gefeiert werden.
Wasser bedeutet Leben. Auf dem Planeten Erde, in der Schöpfung und bei der Taufe. So auch an diesem Johannis-Wochenende, an dem im Rahmen des Jahres der Taufe viele Tauffeste gefeiert werden.Foto: Pexels/PD

Das Ritual hat berührt: Beim Einzug der Athleten und Athletinnen ins Berliner Olympiastadion zur Eröffnung der Special Olympics World Games 2023 wurden Wasserkrüge zu einem runden, blau schimmernden Wasserbecken getragen und dort ausgegossen. Das von den Teilnehmenden mitgebrachte Wasser aus ihren Heimatländern floss mit allen anderen Wassern zusammen. „Zusammen unschlagbar“, war die Botschaft des Abends, der Sportlerinnen und Sportler mit und ohne kognitiven Einschränkungen aus fast 180 Ländern bewegt hat. Eine Botschaft über den Abend hinaus.

Wasser aus allen Regionen der Erde

Die Wasserzeremonie hat mich sofort erinnert an das Ritual in Karlsruhe 2022. Auf der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen gab es eine liturgische Aktion. Am ersten Tag des Septembers, dem Beginn der ökumenischen Zeit der Schöpfung, wurde in Krügen und Behältern mitgebrachtes Wasser aus jeder bewohnten Region der Erde in einem gemeinsamen großen Gefäß gesammelt: „Gathering of Waters“ (Sammeln von Wasser). Und vor Augen standen mir all die Wasser- und Brunnengeschichten der Bibel. Das Gebet aller Versammelten dabei hatte an jenem Morgen gelautet: „Wir sind genährt, umsorgt und miteinander verbunden. Wir sind abhängig vom gesamten Leben auf unseren Planeten. Wir sind in der Taufe vereint mit Gott. Wir sind geläutert. Wir sind gesegnet.“ Besonders an diesem Gebets­moment war die tiefe Schöpfungsdemut und die noch tiefere Kraft der gemeinsamen Tauferinnerung – ineinander verbunden. Und das in Zeiten zwischen Extremwettern und Extremtrockenheit. Ob das läutert?

Jetzt vergehen die Polkappen und schmelzen die Gletscher, steigen die Meeresspiegel, verschwinden ganze Ökosysteme, Inseln und Mengen von Meerestieren, trocknen die Flüsse aus oder versalzen, wird aus einem Land gemeldet, dass das Trinkwasser noch drei Wochen reiche.

Unser Anteil am Heute

Wasserrituale lösen da selbstverständlich keine Anpassungs- und Gerechtigkeitsprobleme. Aber sie lösen etwas in uns aus, erinnern uns an den Anteil, den wir am Heute haben. Erinnern aber auch an innere Quellen, unsere gemeinsamen Quellen und an unsere Kraft, zusammen Brücken über die gerade schwellenden Ströme jeglicher Verunsicherungen bauen zu können. Wo das Gefühl von dramatischen Veränderungen wächst, da wächst das Gefühl, mit den Zumutungen der Zeit kaum noch mithalten zu können.

Gemeinden spüren das. Die Impulse zur Taufe in diesem Jahr in der evangelischen Landschaft blenden das nicht aus. Sie nehmen es auf. Nicht das Ritual allein macht’s, sondern dass wir erfahren, worum es mit einem ganzen Leben aus der Taufe geht, eingetaucht in Christus, aufgetaucht in wache Hoffnung: Um nicht weniger als alles. In zitternden Zeiten braucht es diese Zuversicht!

Das gab es seit Jahrzehnten nicht

Jetzt in den hellsten und längsten Stunden rund um den Johannistag wird unter freiem Himmel an Seen und Flüssen gefeiert, gesegnet und gesungen – auch neue Lieder zur Taufe. So viele Feste zeitgleich zum Taufgedächtnis und mit Taufen, na klar, – das gab es wahrscheinlich seit Jahrzehnten nicht in der Evangelischen Kirche. So macht das Sakrament eine echte Welle. Die Vorbereitungen dafür haben Diskussionen ausgelöst, wovon wir als evangelische Christen genährt, umsorgt und worin wir verbunden und erkennbar sind. Die einen sagen: „Taufe? Machen wir doch schon immer.“ Super! Die anderen probieren dazu noch weitere neue Ideen aus. Auch super, wenn wir deren Erfahrungen alle wertschätzend teilen werden! Einige spüren in diesem Jahr etwas von der Chance, sich so gemeinsam zu konzentrieren und inspirieren zu lassen.

Ach alles nur ein Tropfen auf den heißen Stein, sagt der Zweifel, die Erschöpfung. Ein gewagter Glaube sagt: Ein Tropfen immerhin! Ein ­Erkennungszeichen für Gottes neue Welt in Frieden und Gerechtigkeit, die vielleicht im Moment nicht ­größer als so ein Tropfen ist. Aber tröpfchenweise werde ich erinnert. Größer als das Meer des Unsinns und der Ängste, sind diese Worte: Ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung. Für jeden Täufling ­gesprochen. Solche Worte nehmen mich heute in Anspruch für ein Morgen, das ich nicht fürchte. Aber ich spüre schon die Sehnsucht ­danach.

Christina-Maria Bammel ist Pröpstin der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.