Taufe mit Meeresrauschen

Die Taufe unter freiem Himmel wird stets beliebter: An Nord- und Ostsee bieten inzwischen zahlreiche Kirchengemeinden große und kleine Tauffeiern am Meer an – dafür sorgt auch die einfachere Handhabe während der Pandemie.

Zur Taufe ans Meer: Kirchengemeinden verzeichnen hohe Nachfrage nach Ritual am Strand.
Zur Taufe ans Meer: Kirchengemeinden verzeichnen hohe Nachfrage nach Ritual am Strand.epd/Bettina Albrod

Büsum/Timmendorfer Strand. Bei der Taufe kann die Taufschale auch mal ein bisschen größer sein, und manchmal reicht sie sogar bis zum Horizont: Gerade im Sommer nutzen viele Menschen die Möglichkeit, sich unter freiem Himmel an Flussufern oder am Strand von Nord- und Ostsee taufen zu lassen. Aktuell wird die Freilufttaufe auch deshalb gut angenommen, weil damit alle Hygiene¬regeln aufgrund der Pandemie gut zu befolgen sind. Aber auch vorher schon war die Nachfrage groß: Die Taufe im Freien wird seit Jahren immer beliebter.

Pastorin Ina Brinkmann aus Büsum tauft schon seit zehn Jahren im Freien. „Damals war ich am Dom von Meldorf und habe dort am Deich Freilufttaufen gemacht“, sagt die Pastorin. Die Idee brachte sie mit anderen Kollegen zusammen im Kirchenkreis Dithmarschen ein, wo in diesem Sommer das erste Dithmarscher Tauffest in Büsum hätte gefeiert werden sollen – es musste jedoch zum zweiten Mal pandemiebedingt verschoben werden. Kleinere Feiern würden aber veranstaltet. Dabei ist das Interesse größer denn je: „Ich beobachte, dass immer mehr Menschen sich gern zwischen Himmel und Erde verankern“, so Brinkmann. „Die Nachfrage ist sehr groß.“

Mit dem Meer verbinden viele Menschen positive Erinnerungen

Für die Taufe kämen Menschen aus dem gesamten Bundesgebiet nach Büsum gereist, berichtet sie. „Triebfeder ist für viele, dass sie sich einen Ort suchen, wo sie sich emotional zu Hause fühlen.“ Neben der Kirche seien das oft Natur oder das Meer, mit denen die Menschen Herzenserlebnisse verbinden. Mal hätten sie als Kinder ihre Ferien am Strand verbracht und gute Erinnerungen daran, mal hätten sie am Strand den Heiratsantrag bekommen oder andere schöne Erlebnisse gehabt.

Die Taufe bleibt dabei in ihrer Bedeutung unverändert. „Man stellt sich mit der Taufe ins Evangelium und hört das Wort, man begibt sich in eine Gemeinschaft, und zur Taufe gehören der Geist Gottes und das Zeichen des Wassers, in dem erfahrbar wird, dass wir Lebende sind, in dem aber auch das Element der Bedrohung steckt“, so die Theologin. „Mit der Taufe holt man sich Gott an die Seite. Das kann an jedem Ort passieren, nicht nur in der Kirche.“ Viele Gemeinden würden mittlerweile die Taufe im Freien anbieten.

Freilufttaufe ist ein wachsender Trend

Katharina Gralla vom Gottesdienstinstitut der Nordkirche ist in diesem Sommer Strandpastorin in Timmendorfer Strand. Sie bestätigt den Trend zur Freilufttaufe: „Taufen in der Ostsee sind stark nachgefragt“, hat auch sie beobachtet, „es ist ein wachsender Trend, sich in der Ostsee oder überhaupt in der Natur taufen zu lassen.“ Sie vermutet, dass sich die Menschen für das Tauffest etwas Besonderes wünschten. So sei die Meerestaufe einmal gewählt worden, weil in der Lübecker Bucht bei Seebestattungen die Großeltern dort bestattet worden seien. Hier schließe sich für manche ein Kreis.

Vor allem aber gebe es den Wunsch, die Bedeutung der Taufe und des Täuflings zu betonen, so Gralla. In Timmendorfer Strand arbeitet¬ sie mit einem Strandkorbvermieter zusammen, der acht Strandkörbe im Kreis aufstellt, sodass am Strand ein abgeschirmter Raum entsteht. Die Taufe erfolge entweder am oder im Meer, je nach Wunsch – etwa bis Ende September dauert die Saison noch an. Das Ritual dort hätte zudem den Vorteil, dass sich die Gäste ungehemmter versammeln könnten. „Ich taufe überwiegend Säuglinge und kleine Kinder“, sagt Katharina Gralla: Anders als in der Kirche störe es am Strand auch nicht, wenn Kinder währenddessen herumliefen und spielten.