Tatort Manila: Ballauf und Schenk in sozialer Mission auf den Philippinen

Ein „Tatort“ mit Folgen: Vor 25 Jahren gründeten die Kölner Krimi-Ermittler nach Dreharbeiten in den philippinischen Slums einen Verein. Seither setzen sie sich für Kinderrechte ein.

Die Tatort-Schauspieler Klaus J. Behrendt (li.) und Dietmar Bär helfen mit einem Verein Kindern auf den Philippinen
Die Tatort-Schauspieler Klaus J. Behrendt (li.) und Dietmar Bär helfen mit einem Verein Kindern auf den PhilippinenImago / Sven Simon

Bei einer Fahndung in Köln flüchtet ein asiatischer Junge aus einem Auto und wird wenig später von der Polizei aufgegriffen. Einem Arzt fallen Verletzungen auf, die auf sexuellen Missbrauch deuten. Die Spur führt die Tatort-Kommissare Freddy Schenk (Dietmar Bär) und Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) auf die Philippinen.

So begann vor 25 Jahren der Tatort „Manila“ – ein Krimi mit Folgen. Denn damit begann auch die Geschichte des Hilfsvereins „Tatort – Straßen der Welt“, der jetzt Jubiläum feiert. Seit einem Vierteljahrhundert machen sich die Tatort-Ermittler für Kinderrechte stark.

Bleibender Eindruck

Nach der letzten Klappe in den Slums von Manila gründeten Bär (62) und Behrendt (63) zusammen mit Joe Bausch (70), der im Krimi Rechtsmediziner „Dr. Roth“ spielt, den Verein. Denn der Fall, der auf einer wahren Begebenheit beruhte, ließ die drei nicht los: Zwei Mädchen waren von einem deutschen und einem niederländischen Sextouristen missbraucht worden. Zuflucht fanden sie bei dem irischen Pater Shay Cullen im Kinderschutzzentrum Preda. Die Mädchen halfen mit, die Täter anzuklagen – und erstmals gelang es, diese auch in ihren Heimatländern zu verurteilen.

„Auf irgendeine Art ist jeder der rund 90 bisher gedrehten Kölner Tatorte besonders“, findet Dietmar Bär, doch „Tatort Manila hinterlässt schon einen bleibenden Eindruck“. Es war erst der dritte Fall des damals noch jungen Teams, ergänzt Klaus J. Behrendt: „Man kommt geerdeter zurück.“ Und Bär fügt hinzu: „Wir haben in den Slums gedreht, das war alles ganz übel und gruselig da.“ Auch weil dem Team selbst während des Drehs Mädchen „zum Kauf“ angeboten wurden.

Mehrfach auf den Philippinen

Nach der Erstausstrahlung 1998 widmete sich ein ganzer Themenabend dem Sextourismus. Und seitdem war das Tatort-Trio mehrmals auf den Philippinen, um zu helfen. Vor allem in Zusammenarbeit mit Shay Cullens Kinderschutzzentrum Preda, das auch von den deutschen katholischen Hilfswerken Misereor und Missio unterstützt wird. Letzte Klappe, Abflug, nächster Dreh – das ging in dem Fall einfach nicht, waren sich die TV-Stars einig.

An einen Aufenthalt auf den Philippinen 2005 erinnern sich Behrendt und Bär besonders: Sie verschafften sich mit Joe Bausch, der hauptberuflich bis vor kurzem als Gefängnisarzt arbeitete, Zugang zu einem „Kinder-Knast“. Verkleidet mit weißen Kitteln – Schauspieler eben – konnten sie die Kinder besuchen. Diese waren inhaftiert, weil sie etwa einen Kupferdraht gestohlen hatten, oder wegen ähnlich banaler Delikte. Doch ab 12 Jahren greift auf den Philippinen das Jugendstrafrecht, und viele in den Behörden wollen die Kinder gern von der Straße weg haben.

Um zu beschreiben, was sie damals erlebt haben, zeichnet Behrendt mit seinen Händen die Größe einer Zelle in die Luft – etwa drei Quadratmeter, höchstens: „In hüfthohen Gitterboxen waren sie eingepfercht, mehrere zusammen. Kein Wunder, dass die Haut oft voller Krätze war.“ Während Bausch die Infizierten behandelte, verteilten seine Kollegen Süßigkeiten und Getränke. Zusammen mit Preda haben sie danach ein Therapiezentrum für ehemalige Gefängniskinder aufgebaut.

Ranzen für Erstklässler

Neben Kinderschutz und Kinderrechten setzt sich der Verein um Geschäftsführerin Ulrike Thönniges auch verstärkt für Umweltschutz ein. Zum Jubiläum werden unter dem Motto „Mango Tango“ 10.000 Mangobäume gepflanzt – für ein besseres Klima und für den Lebensunterhalt der Ärmsten, so Thönniges: „Eine Familie kann von zwei verkauften Mangos am Tag leben.“ Zum Projekt gehören außerdem Fortbildungen zu Rechten von Frauen und Kindern und Aufklärungsseminare. In Deutschland verkauft der Verein die fair gehandelten Mangos, etwa in Eine-Welt-Läden.

Hierzulande setzen sich die TV-Kommissare unter anderem auch dafür ein, dass Erstklässler aus armen Familien einen Schulranzen bekommen. „Es ist traurig, dass sich manche Eltern den nicht mal mehr leisten können“, betont Behrendt.

Helfen sei ihnen wichtig, ergänzt Bär: „Wir spielen vor einem Millionenpublikum und können unsere Prominenz nutzen, um etwas zu erreichen.“ Viel wichtiger als ihr Einsatz sei ohnehin die Arbeit von Geschäftsführerin Thönniges und ihrem kleinen Team: „Wir sind nur die Leuchtreklame. Ohne Ulrike würde es nicht gehen“, sagt er.