Tarifabschluss: Deutlich mehr Geld für Diakonie-Mitarbeitende

Die Tarifverhandlungen für die 25.000 Mitarbeitenden der Diakonie in Norddeutschland sind erfolgreich abgeschlossen worden. Zum 1. Januar 2024 steigen die Tabellenentgelte um zehn Prozent und zum 1. Januar 2025 um weitere zwei Prozent, wie die Gewerkschaft ver.di am Donnerstag mitteilte. Damit hätten sich der Verband kirchlicher und diakonischer Anstellungsträger in Norddeutschland (VKDA), ver.di und die Kirchengewerkschaft auf den höchsten Tarifabschluss für Diakonie-Mitarbeitende in der mehr als 45-jährigen Geschichte geeinigt. Die Verhandlungen seien hart, aber fair gewesen, hieß es. Neben der prozentualen Erhöhung führe die Höhergruppierung bestimmter Berufsgruppen ab 1. Januar 2025 zu einem deutlich höheren Einkommen. Zudem steige die Ausbildungsvergütung ab 2024 um 150 Euro und ab 2025 um weitere 100 Euro.

„Gute Arbeit soll gut bezahlt werden“, sagte Pastor Uwe Mletzko, Vorstandsvorsitzender der evangelischen Stiftung Alsterdorf (ESA), laut Mitteilung. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ESA würden sich in der Arbeit mit Menschen mit Behinderung, in Schulen oder Krankenhäusern für eine inklusive, gerechtere Gesellschaft einsetzen. „Mit dem außergewöhnlich hohen Tarifabschluss wird dieser Einsatz auch finanziell gewürdigt.“ Die ESA ist mit rund 6.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eines der größten Unternehmen im Tarifbereich. Durch die Höhergruppierung würden Erzieherinnen und Erzieher sowie Pflegekräfte einen Zuwachs von bis zu 19 Prozent erreichen.

3.538 Euro Einstiegsgehalt für Pflegefachkräfte in der Altenpflege ab 2024 und 3.721 Euro ab 2025 seien „ein starkes Zeichen für eine Aufwertung der Pflege“, sagte auch ver.di-Verhandlungsführer Arnold Rekittke. Für Erzieherinnen und Erzieher steige das Einstiegsgehalt ab 2024 auf 3.438 Euro und ab Januar 2025 auf 3.669 Euro. Rekittke: „Das ist ein großer Erfolg für die Beschäftigten in den sozialen Berufen.“

Für die Beschäftigungsgruppe „sieben Berufsjahre, Stufe drei“ wurde ver.di konkret: So profitiere eine Pflegefachkraft in der Altenpflege durch Entgelterhöhungen und Höhergruppierung von einem Plus über rund 15 Prozent bzw. 554 Euro gegenüber heute. Bei einer Pflegefachkraft im Krankenhaus summiere sich das Plus auf rund 19 Prozent bzw. 664 Euro gegenüber dem heutigen Stand. Entsprechendes gelte auch für Gesundheits- und Pflegeassistentinnen und -assistenten, deren Vergütung in diesem Zeitraum um knapp 17 Prozent bzw. 549 Euro ansteige, rechnete ver.di vor. Erzieherinnen und Erzieher würden durch Entgelterhöhungen und Höhergruppierung ein Plus über 18 Prozent bzw. 642 Euro gegenüber heute erreichen.

Für die ärztlichen Mitarbeitenden wurde die Übernahme der Verhandlungen des Marburger Bundes im öffentlichen Dienst beschlossen: Demnach steige ihr Gehalt rückwirkend zum 1. Juli 2023 um 4,8 Prozent und zum 1. April 2024 um weitere vier Prozent, hieß es.

Trotz kontroverser Diskussionen während der Verhandlungen sei die einmalige Inflationsausgleichsprämie vom Tisch. „Eine dauerhafte Anhebung der Vergütungen in dem historischen Umfang von mindestens zwölf Prozent über eine Laufzeit von 24 Monaten wäre mit der Zahlung einer Inflationsausgleichsprämie nicht abbildbar gewesen“, wie die Kirchengewerkschaft mitteilte. Ihr sei es ein „Herzensanliegen“, dass alle Kolleginnen und Kollegen dauerhaft „ein echtes und nachhaltiges ‚mehr‘ im Portemonnaie haben“.

Obwohl die Finanzierung für die ESA ein Kraftakt werde, sei es wichtig, ein klares Signal zu senden: „Die Arbeit in einem sozialen, gemeinnützigen, diakonischen Unternehmen lohnt sich. Auch finanziell“, sagte Mletzko. Die Verbesserung der Entgelte verbunden mit weiteren Benefits wie dem Arbeitgeberbeitrag zur Betriebsrente oder einem möglichen Zuschuss von 20 Euro monatlich zum Deutschlandticket würden die Bestrebungen unterstreichen, wichtige soziale Arbeit attraktiver zu machen.

Der Kirchliche Tarifvertrag Diakonie gilt für 25.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in diakonischen Einrichtungen in Hamburg und Schleswig-Holstein, etwa der Evangelischen Stiftung Alsterdorf, dem Agaplesion Diakonieklinikum, dem Diako Krankenhaus in Flensburg, der Norddeutschen Gesellschaft für Diakonie, dem Hospital zum Heiligen Geist, der Elbdiakonie und der Diakoniestiftung Alt-Hamburg.