Tagebauschäden an der Dorfkirche Tauer?
Die Dorfkirche Tauer im Pfarrsprengel Jänschwalde bekommt Risse im Mauerwerk. Kommen die Schäden vom Tagebau Jänschwalde?
Der Ort Tauer im Amt Peitz im Landkreis Spree-Neiße hat rund 700 Einwohner. Der 1641 erstmals urkundlich erwähnte Ort befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Tagebau Jänschwalde. Um die Kohle dort fördern zu können, wird das Grundwasser abgepumpt. Das sorgt für Veränderungen im Erdreich und in der Pflanzenwelt. Es kann auch zu Schäden an Gebäuden führen.
Seit 1790 hat Tauer eine eigene Kirche. Der Kanzelaltar aus der Bauzeit hat einen Kanzelkorb, der vermutlich aus der Zeit um 1600 stammt. Die Saalkirche, die zum Pfarrsprengel Jänschwalde des Kirchenkreises Cottbus gehört, steht als Baudenkmal auf der Denkmalliste des Landes Brandenburg. Doch jetzt hat das Gotteshaus Risse bekommen und die Tauerschen sorgen sich um ihre Kirche.
Schäden überall im Ort
Bürgermeisterin Karin Kallauke erklärt: „Seid Anfang des Jahres gibt es im Dorf immer wieder Gespräche über Schäden an Gebäuden. Vor allem Einwohner von Tauer-Ost haben deutliche Risse an ihren Häusern, Mauern haben sich abgesenkt.“ Zudem wurden die Schäden in der Natur, sterbende Bäume auf den Laßzinswiesen, immer deu -tlicher. „So haben wir beschlossen, den Ursachen auf den Grund zu gehen“, sagt sie.
Matthias Mucha aus dem Gemeindekirchenrat (GKR) sagt: „Auch bei unserer Kirche sind die Risse deutlich sichtbar. Nach der letzten Renovierung sind sie wieder aufgetreten. Vor allem an den Fenstern sind sie deutlich zu erkennen. Deshalb wollen wir zusammen mit betroffenen Einwohnern auf Ursachensuche zu gehen.“
Die Kirche in Tauer ist gut frequentiert. Im Monat gibt es mindestens drei Gottesdienste. Hier findet die Christenlehre statt, die Senioren treffen sich im Gemeinderaum. „Unsere Kirche ist ein Ort, wo man zusammenkommt, da sollte das Gebäude intakt sein. Wir haben die Verpflichtung, uns um dieses Baudenkmal zu kümmern“, sagt Stefan Rademacher, Vorsitzender des GKR. Mitte Juli hatten die Einwohner in Tauer Journalisten vom rbb-Fernsehen zu Gast. Diese sahen sich die Schäden an den Gebäuden an. Der daraus entstandene Filmbericht war im rbb-Fernsehen zu sehen.
Bergbauunternehmen LEAG nimmt Sorgen nach eigenen Angaben ernst
Für die Dorfbewohner liegt auf Grund der Nähe zum Tagebau die Vermutung nahe, dass die Schäden an den Häuern auch durch die Grundwasserabsenkungen entstanden sind. Das Bergbauunternehmen, die LEAG, nimmt solche Sorgen der Menschen sehr ernst, heißt es.
Am 22. August ist im Landesbergamt eine Gesprächsrunde mit dem Unternehmen und betroffenen Bürgern geplant. Dazu unterstreicht LEAG-Pressesprecherin Kathi Gerstner: „Alle bei LEAG angezeigten Bergschadensvermutungen prüfen wir sorgfältig, um zu erkennen, ob bauliche Schäden im Zusammenhang mit den bergbau – lichen Tätigkeiten stehen. Dazu zählen neben der hydrologischen Entwicklung die Bewertung der geologischen Verhältnisse, die genaue Vermessung der Geländeoberfläche sowie die Vor-Ort-Bewertung der Bergschadensverdachtsfälle.“
Matthias Mucha sagt, die Gemeinde wolle herausfinden, was die Ursache für die Risse und die Mauerveränderungen sei, um dann geeignete Maßnahmen ergreifen zu können. „Die Grundwasserabsenkungen könnten durch den Bergbau entstehen, denn die Pumpen arbeiten trotz des Aus für den Tagebau Jänschwalde noch bis in die 2040er Jahre weiter. Darüber wollen wir ‚reden.“
Der GKR hat jetzt erst einmal zehn Messgeräte für das Rissmonitoring in und an der Kirche an -geschafft. In den nächsten Tagen werden die kleinen Zeugen des Schadensfortschritts angebracht.
Anmelden für Dorfkirchentagung
Noch bis Mittwoch, den 30. August, können sich Interessierte im Rahmen einer Nachmeldefrist für die zweite Dorfkirchentagung zum Thema „Dorfkirchen – geliebt, aber akut bedroht“ in der Prignitz anmelden. Das Stift Marienfließ ist am Freitag, 8. September, ganztägig Gastgeberin für die Tagung die gemeinsam vom Kirch -lichen Bauamt der EKBO, dem Kirchenkreis Prignitz sowie weiteren Kooperationspartnern organisiert wird.
In dieser zweiten Ausgabe werden aufbauend auf den Prenzlauer Erkenntnissen von 2021 konkrete Handlungsempfehlungen und Strategien diskutiert. Dabei stehen exemplarisch mehrere Dorfkirchen aus dem Kirchenkreis Prignitz im Fokus. Die Veranstaltung ist eingebettet in das Themenjahr Kulturland Brandenburg 2023.
- Das genaue Programm zum Nachlesen: www.foerdermittel-ekbo.de
Marion Hirche ist freie Autorin