Syrien: Erdogan zwingt Jesiden zur Konvertierung

Teile Nordsyriens sind seit Jahren unter türkischer Kontrolle. Menschenrechtler von der Gesellschaft für bedrohte Völker äußern schwere Vorwürfe gegen die Besetzer – und die Bundesregierung.

Jesidische Kinder in einem Klassenraum eines Flüchtlingslagers
Jesidische Kinder in einem Klassenraum eines FlüchtlingslagersImago / ZUMA Wire

Die türkische Regierung übt nach Einschätzung der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) weiter Druck auf religiöse Minderheiten im Grenzgebiet von Syrien aus. In der besetzten syrischen Stadt Afrin seien Jesiden Todesdrohungen und Zwangskonvertierung ausgesetzt, teilte die GfbV mit. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan dulde in der Region nur sunnitische Muslime. Gläubige anderer Religionen sowie Angehörige der kurdischen Minderheit müssten zum Islam konvertieren, andernfalls würden sie vertrieben.

Auswärtiges Amt unterstützt Miliz

Die Türkei hält Teile Nordsyriens unter ihrer Kontrolle. Dazu zählt auch die Stadt Afrin, die einst mehrheitlich von Kurden bewohnt wurde. Seit März 2018 ist die Region von türkischen Streitkräften okkupiert und ein Großteil der ursprünglichen Bevölkerung mittlerweile geflohen. Nichtregierungsorganisationen sprechen seit Jahren von Menschenrechtsverletzungen.

Die GfbV appellierte an die Bundesregierung, die politische, diplomatische und vor allem finanzielle Unterstützung der Islamisten in Afrin und in ganz Syrien einzustellen. Das gelte besonders, weil der Bundestag den Völkermord an den Jesiden offiziell anerkannt habe. Diese Milizen seien der bewaffnete Arm der protürkischen syrischen Oppositionsgruppe „Nationale Koalition der syrischen Revolutions- und Oppositionskräfte“. Diese Gruppe werde vom Auswärtigen Amt unterstützt.