„Synagoge ist sichtbares Zeichen für jüdisches Leben“

Die Bürgerschaft hat beschlossen, die Synagoge im Grindelviertel wiederaufzubauen. Bischöfin Kirsten Fehrs befürwortet den Entschluss. Zunächst folgt eine Machbarkeitsstudie.

Bischöfin Kirsten Fehrs
Bischöfin Kirsten FehrsMarcelo Hernandez / Nordkirche

Hamburg. Die Hamburgische Bürgerschaft hat einstimmig den Wiederaufbau der Hamburger Synagoge im Grindelviertel beschlossen. Die Bürgerschaftsfraktionen von SPD, Grünen, CDU, Linken und FDP hatten einen gemeinsamen Antrag eingereicht, der die Wiedererrichtung einer repräsentativen Synagoge am ehemaligen Standort am Bornplatz forderte. Hamburgs Bischöfin Kirsten Fehrs bezeichnete es als „großartiges Zeichen“. „Die Synagoge am Bornplatz kann ein sichtbares Zeichen dafür werden, dass jüdisches Leben in unserer Stadt eine Zukunft hat“, sagte die Theologin.

Der Senat wurde außerdem aufgefordert, die jüdische Gemeinde bei der Erarbeitung einer Machbarkeitsstudie zu unterstützen. Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) hatte bereits seine Unterstützung für einen Wiederaufbau erklärt. Der Bund hat zugesagt, die Machbarkeitsstudie mit 600.000 Euro zu unterstützen. Größe und Gestalt des Neubaus sollen an die historische Synagoge anknüpfen. Bis Ende des Jahres soll der Senat erste Ergebnisse präsentieren, heißt es in dem Antrag. Geklärt werden müsse auch, wie sich die Hamburger Bevölkerung am Bau mit Spenden beteiligen könne.

Hamburg habe eine lange jüdische Geschichte, sagte Fehrs. Dazu gehörten neben der Bornplatz-Synagoge auch der Tempel in der Poolstraße, die Bauhaus-Synagoge in der Oberstraße sowie der weltberühmte Jüdische Friedhof Altona. Sie wünsche sich, dass all diese Orte wiederentdeckt werden. „In der interreligiösen Begegnung wollen wir als Religionsgemeinschaften unseren Beitrag dazu leisten, dass Hamburg zu einer Stadt wird, in der Antisemitismus keinen Platz hat.“

In NS-Zeit abgerissen

Das jüdische Gotteshaus im neoromanischen Stil wurde 1906 fertiggestellt und war die größte Synagoge Norddeutschlands mit Platz für mehr als 1.000 Besucher. Im Zuge der Pogrome des 9. November 1938 wurde sie von NS-Anhängern verwüstet und schwer beschädigt. 1939 ließ die Stadt die Synagoge abreißen. Die Kosten musste die Gemeinde tragen und das Grundstück unter Wert verkaufen. Heute erinnert nur der Grundriss des Gebäudes auf dem leeren Platz an die ehemalige Synagoge. Der einstige Bornplatz heißt heute Joseph-Carlebach-Platz nach dem Hamburger Rabbiner Joseph Carlebach (1883-1942).

Genau 20 Jahre nach den Pogromen, am 9. November 1958, wurde rund 1,5 Kilometer vom alten Standort entfernt der Grundstein für die neue Synagoge im Stadtteil Eimsbüttel (Hohe Weide) gelegt. Diese dient der Jüdischen Gemeinde Hamburg seitdem als zentrales Gotteshaus und steht mittlerweile unter Denkmalschutz. Sie gilt allerdings bereits seit längerer Zeit trotz der Sanierungsarbeiten als baufällig. (epd)