Süssmuth: Deutsche sollen mit mehr Zuversicht in Zukunft blicken

Wir sind ein Land, das viel klagt – aber auch viel schafft, wie Rita Süssmuth sagt. Die 87-Jährige hat gerade mitgeteilt, dass sie schwer an Krebs erkrankt ist. Aber sie will sich nicht unterkriegen lassen.

Die frühere Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth fordert die Deutschen auf, mit mehr Mut und Tatkraft in die Zukunft zu blicken. “Ich bin kein rückwärtsgewandter Mensch, aber wenn wir auf unsere Geschichte schauen, dann müssen wir uns fragen: Wie war das denn 1945, als alles in Schutt und Asche lag?”, sagte die 87-Jährige der “Augsburger Allgemeinen” (Montag). “Damals gab es allen Grund zu glauben, dass wir das nicht schaffen. Aber das haben wir nicht gesagt.” Die Menschen hätten Hoffnung gehabt. “Heute geht es uns im Vergleich zu damals sehr gut”, mahnte die CDU-Politikerin. “Passen wir auf, dass wir das nicht verlieren.”

Die Unsicherheiten und die Sorgen hätten dazu geführt, dass die Wut gewachsen sei. Es herrsche im Augenblick die Methode “hau drauf”. “Diese Aggressivität, die wir uns angewöhnt haben, ist menschenerniedrigend”, sagte die frühere Familien- und Gesundheitsministerin. Deutschland müsse von der Aggressivität zurück zur Produktivität finden. Das sei auch möglich.

Was ihr Hoffnung gebe, seien die Menschen – allen Schwächen zum Trotz. “Die Deutschen waren immer fähig, mit Veränderungen umzugehen”, sagte sie. “Wir sind ein Land, das viel klagt – aber in der gleichen Zeit auch viel schafft.” Deutschland brauche wieder ein Ziel, die Menschen sollten nicht länger von Erschöpfung reden, sondern von ihrer Kraft. “Und von der haben wir eine Menge. Mein Motto war immer, wenn es hieß, das geht nicht: Das wollen wir doch mal sehen.”

Die Erziehungswissenschaftlerin trat 1981 der CDU bei, unter Kanzler Helmut Kohl wurde sie Bundesfamilienministerin. Ab 1988 war sie zehn Jahre lang Bundestagspräsidentin. Erst kürzlich machte sie ihre Krebserkrankung öffentlich.