Südafrika steuert auf Koalitionsregierung zu

Energiekrise, Armut, Korruption – das Zeugnis der ANC-Regierung in Südafrika ist vernichtend. 30 Jahre nach Ende der Apartheid steht in der “Regenbogennation” nun eine politische Zäsur bevor.

In Südafrika zeichnet sich zwei Tage nach den Parlamentswahlen eine Zeitenwende ab: Der regierende Afrikanische Nationalkongress (ANC) muss aller Voraussicht nach eine Koalitionsregierung bilden, um weiter an der Macht zu bleiben. Nach Auszählung von 56 Prozent der Stimmen lag die Partei Nelson Mandelas am Freitagvormittag bei 42 Prozent. Das ist die niedrigste Zustimmungsrate seit dem Ende der Apartheid 1994.

Prognosen zufolge reicht das Ergebnis für den ANC nicht aus, um sich mithilfe einer Kleinpartei über die 50-Prozent-Hürde zu retten. Damit blieben der ehemaligen Freiheitsbewegung nur mögliche Bündnisse mit der liberalen Demokratischen Allianz (DA), den linksradikalen Wirtschaftlichen Freiheitskämpfern (EFF) oder der afrikanisch-nationalistischen MK-Partei von Ex-Präsident Jacob Zuma. “Der ANC hat diese Wahlen verloren”, titelt am Freitagmorgen ein Kolumnist des Nachrichtenportals News24.

Die vergangenen Monate waren überschattet von zunehmender Unzufriedenheit angesichts zahlreicher Missstände im Land. Obwohl der ANC den Großteil der Südafrikaner mithilfe von Sozialprogrammen aus extremer Armut holen konnte, herrschen drei Jahrzehnte nach Ende der Rassentrennung immer noch hohe Arbeitslosigkeit und Einkommensunterschiede. Hinzu kommen Korruption, Kriminalität und eine anhaltende Energiekrise.