Studienwerks-Chefin: Ängste bei jüdischen Studierenden nehmen zu

Das Ernst-Ludwig-Ehrlich-Studienwerk feiert seinen 15. Geburtstag. Geschäftsführerin Michal Or nimmt eine Zunahme von Ängsten unter den jüdischen Studierenden wahr. Sie sieht die Hochschulen gefordert.

Die Geschäftsführerin des Ernst-Ludwig-Ehrlich-Studienwerkes (ELES) beobachtet aufgrund von antisemitischen Anfeindungen eine Zunahme an Ängsten unter den Stipendiaten. “Wir haben gemerkt, wie wichtig psychologische Unterstützung ist und dafür Formate und Menschen akquiriert, welche die Stipendienschaft unterstützen”, sagte Geschäftsführerin Michal Or am Montag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin. Insbesondere Studierende an Berliner Hochschulen und im Kunstbereich seien betroffen.

Das jüdische Studienwerk ELES feiert in diesen Tagen seinen 15. Geburtstag. Seit seiner Gründung 2009 hat es eigenen Angaben nach mehr als 1.200 junge Jüdinnen und Juden in Deutschland mit einem Stipendium gefördert.

Um die Ängste zu überwinden, sagte Or weiter, sei es wichtig, dass die jüdischen Studierenden sich auf die Hochschulleitung verlassen könnten. Bestimmte Strukturen an den Hochschulen, die der Sicherheit dienen, seien im Laufe des vergangenen Jahres aber erst langsam entstanden. “Die Hochschulen waren sehr schlecht vorbereitet, weil sie sich nicht in der Verantwortung gesehen haben”, so Or.

Or betonte, dass die Probleme nicht primär durch Religionen ausgelöst worden seien, sondern durch Ideologien. “Das geht kreuz und quer innerhalb religiöser Gemeinschaften.” Nur sehr wenige Stipendiaten hätten Deutschland aber aufgrund der Anfeindungen bislang den Rücken gekehrt.

Das Studienwerk ist nach dem in Berlin geborenen Historiker und Judaisten Ernst Ludwig Ehrlich (1921-2007) benannt. Er engagierte sich bereits wenige Jahre nach der Schoah für den Dialog von Juden und Christen. ELES gehört seit 2009 zu den 13 staatlich anerkannten Begabtenförderungswerken in Deutschland für Studierende.