Studie zu Auswirkungen der schwindenden Artenvielfalt auf Gesundheit

Eine deutsch-niederländische Forschungsgruppe will neue Ansätze entwickeln, um chronische Krankheiten bei Kindern wie Allergien, Autoimmunerkrankungen und ADHS besser vorbeugen zu können. Die sogenannte Endemic-Studie untersuche den Zusammenhang von biologischer Vielfalt und der Gesundheit von Kindern, wie die am Projekt beteiligte Universität Bielefeld am Dienstag mitteilte. Ziel sei es, herauszufinden, ob eine Umgebung, in der viele verschiedene Arten von Mikroorganismen leben, das Immunsystem von Kindern langfristig stärken kann.

Es gebe Hinweise darauf, dass der Rückgang der Artenvielfalt insbesondere in städtischen Gebieten mit einem Anstieg chronischer Erkrankungen in Zusammenhang stehen könnte, sagte Patricia Maasjosthusmann, wissenschaftliche Leiterin der Studie. Generationenvergleiche zeigten, dass die meisten Großmütter ein deutlich vielseitigeres Mikrobiom hätten als ihre Kinder, die wiederum artenreicher besiedelt seien als die Enkelkinder, erklärte die Wissenschaftlerin von der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin in Bielefeld-Bethel.

In einem ersten Teil der Endemic-Studie werde mit einer Strukturanalyse die Artenvielfalt der Mikroorganismen in einem bestimmten Gebiet untersucht, hieß es. Dabei würden Proben aus den Umgebungen von Kindern genommen, etwa aus Gärten, dem Wald, Kindergärten oder Wohnzimmern, sagte Maasjosthusmann. In der zweiten Phase würden Naturspielgruppen von Kleinkindern im Alter von anderthalb bis zwei Jahren im Wald begleitet. Die beteiligten 30 bis 40 Kinder sind Patienten des Bielefelder Uniklinikums. Ihre Daten werden laut Maasjosthusmann mit einer Vergleichsgruppe abgeglichen, die nicht an der Waldgruppe teilnimmt. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen zu neuen therapeutischen Ansätzen in der Gesundheitsförderung führen.

An dem Forschungsvorhaben sind neben dem Uniklinikum OWL der Uni Bielefeld die Universität im niederländischen Maastricht, das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig, das Fraunhofer-Institut und die Charité Universitätsmedizin in Berlin sowie das Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels in Bonn beteiligt. Die Studie wird mit zwei Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.