Der Schutz vor Darmkrebs durch eine Darmspiegelung hängt laut einer Studie des Bremer Leibniz-Institutes für Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS) in nicht unerheblichem Maß von der Qualität der Vorsorge ab und damit von der Arbeit der Ärztinnen und Ärzte. Die präventive Wirkung einer Darmspiegelung, im Fachjargon Koloskopie genannt, mit hoher Qualität sei etwa um ein Drittel stärker, erklärte am Donnerstag Sarina Schwarz, Erstautorin der Studie und Leiterin der Fachgruppe Translationale Krebsepidemiologie am BIPS. Die Forschenden sehen Handlungsbedarf.
Insgesamt wurden den Angaben zufolge auf der Grundlage von Krankenkassendaten 300.000 Personen in die Analysen eingeschlossen, und zwar aus drei Gruppen: Darunter waren Männer und Frauen, die eine Früherkennungs-Koloskopie von hoher und von niedriger Qualität hatten sowie ohne Früherkennung. „Unsere Ergebnisse verdeutlichen, wie wichtig die Qualität einer Koloskopie für die Prävention von Darmkrebs ist“, bekräftigte Ulrike Haug, die auch an der Studie beteiligt war.
In einem nächsten Schritt wolle das BIPS untersuchen, ob die Qualität durch einen Online-Kurs für Ärztinnen und Ärzte gesteigert werden könne, der in einer US-amerikanischen Studie sehr gute Wirkung gezeigt habe. Haug erklärte aber auch: „Unsere Ergebnisse sollen die Vorsorgewilligen nicht verunsichern. Eine Darmspiegelung mit niedrigerer Qualität ist besser als keine.“ Auch sie senke das Darmkrebsrisiko.
Ab einem Alter von 50 Jahren wird in Deutschland die Darmkrebs-Früherkennung durch eine Darmspiegelung empfohlen. Dabei wird ein dünner Schlauch mit einer Kamera durch den After in den Darm geschoben. Der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin kann dann den Darm auf Krebsvorstufen untersuchen und diese unmittelbar entfernen.
Um die Ärztinnen und Ärzte nach Koloskopie-Qualität einzuteilen, berechneten die Forschenden zunächst ein gängiges Qualitätsmaß, nämlich die sogenannte Detektionsrate – den Anteil der tatsächlich Betroffenen, der durch die Untersuchung erkannt wird. Anschließend verglichen sie das Auftreten von Darmkrebs über 13 Jahre hinweg bei den drei Personengruppen, deren Daten in die Studie eingeflossen sind.
Eine frühere Studie des BIPS-Teams aus dem Jahr 2023 zeigte, dass sich die Detektionsrate im Laufe der Zeit verbessert hat: Während im Jahr 2008 noch etwa ein Drittel der Ärztinnen und Ärzte bei der Detektionsrate in der untersten Kategorie waren, waren es im Jahr 2017 nur noch etwa ein Viertel. Dennoch gebe es noch Luft nach oben, sagte Mitautor Christian Pox.