Studie: Zahl der unabhängigen lokalen Tageszeitungen sinkt

Die Zahl der wirtschaftlich unabhängigen lokalen Tageszeitungen in Deutschland ist in den vergangenen drei Jahrzehnten deutlich zurückgegangen. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Wüstenradar“ der Hamburg Media School (HMS), die am Montag in Berlin vorgestellt wurde. Es gebe auf Landkreisebene zwar noch keine Nachrichtenwüsten, aber eine Tendenz zur Versteppung, heißt es darin. Die Abnahme der Medienvielfalt könne weitreichende Folgen haben.

Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen haben für den Zeitraum von 1992 bis 2023 alle wirtschaftlich unabhängigen lokalen Tageszeitungen auf Landkreisebene erfasst und eine interaktive Karte erstellt: Gab es zu Beginn des Studienzeitraums im Schnitt 2,26 unabhängige lokale Tageszeitungen pro Landkreis, waren es 2023 nur noch 1,83. Im selben Zeitraum ist die Zahl der Kreise, in denen es nur noch eine solche Zeitung gibt, von 134 auf 187 gestiegen. Damit beträgt der Anteil dieser sogenannten Einzeitungskreise mittlerweile knapp 47 Prozent.

Für die Zukunft des Journalismus sei eine verlässliche Datengrundlage indes von hoher Relevanz, erklärten die Studienverantwortlichen der HMS, Christian Wellbrock und Sabrina Maaß. Der Hamburger Kultur- und Mediensenator Carsten Brosda (SPD) sagte, ohne eine fundierte journalistische Berichterstattung vor Ort breche eine wichtige Säule der Demokratie weg. Das sei eine dringende Warnung an die Medienpolitik und ein Auftrag, die Bedingungen des Journalismus vor Ort zu verbessern, mahnte er.

Belastbare negative Effekte auf politische Partizipation, Polarisierung oder die Performance der öffentlichen Verwaltung ließen sich aus den bisherigen Ergebnissen zwar nicht herleiten, hieß es in der Studie. Ergebnisse aus anderen Ländern legten solche negativen Effekte jedoch nahe, wenn Nachrichtenwüsten ohne eine lokale Tageszeitung entstünden. Vor diesem Hintergrund sei eine Förderung des Lokaljournalismus mindestens überlegenswert, wenn nicht sogar angezeigt.

Als mögliche Fördermaßnahmen schlugen die Forschenden unter anderem die Anerkennung des Journalismus als gemeinnützig vor, Subventionen für journalistische Voll- und Teilzeitstellen, die Unterstützung der digitalen Transformation sowie die Förderung der Zustellung von Print-Produkten, aber auch der Medienkompetenz in der Gesellschaft. An der Studie waren zudem das Netzwerk Recherche, die Rudolf Augstein Stiftung und Transparency International Deutschland beteiligt.