Studie wertet Grundwasser erstmals als Schlüsselökosystem

Grundwasser gilt als größte nicht gefrorene Süßwasserressource der Erde. Forscher stufen es nun erstmals als „Schlüsselökosystem“ für den Planeten und die Menschheit ein und fordern rechtliche Konsequenzen.

Eine internationale Studie stuft das Grundwasser als essenziell für die Menschheit und die biologische Vielfalt auf dem Planeten ein. Ein internationales Forschungsteam zeige „zum ersten Mal auf, weshalb Grundwasser als ein Schlüsselökosystem zu bewerten ist“, teilte die Universität Mainz am Mittwoch mit. „Grundwasser ist nicht nur selbst ein wichtiges Ökosystem, sondern spielt darüber hinaus eine ganz entscheidende Rolle für die Ökosysteme an der Erdoberfläche“, betont der Mainzer Geograf Robert Reinecke, der federführend an der Publikation beteiligt war.

Das Grundwasser sei „die größte nicht gefrorene Süßwasserressource unserer Erde“ und versorge die Hälfte der Weltbevölkerung mit Trinkwasser. Manche Länder wie Dänemark gewönnen 100 Prozent ihres Trinkwassers daraus. „Weltweit werden jedes Jahr etwa 1.000 Kubikkilometer Wasser an die Erdoberfläche gepumpt. Wir verbrauchen weit mehr, als natürlicherweise wieder aufgefüllt wird“, beklagt Reinecke. Die Grundwasserspiegel nähmen kontinuierlich ab. „Etwa ein Drittel der größten Grundwassereinzugsgebiete ist gefährdet.“

Reinecke kritisiert, dass das Grundwasser im deutschen Naturschutzrecht bisher nicht als Lebensraum gilt, sondern als Ressource. Damit unterliege es nicht dem Schutz des Bundesnaturschutzgesetzes. „Dies müssen wir unbedingt ändern“, fordert Reinecke.

Nitrateintrag und Belastungen durch Pflanzenschutzmittel schadeten dem Grundwasser. Wasser sei jedoch die Grundlage des Lebens auf der Erde. „Wenn wir die ökologische Integrität der größten Süßwasserressource der Erde ignorieren, gefährden wir die Nachhaltigkeit ganzer Ökosysteme – und unserer eigenen Gesellschaften“, mahnt der Geograf.

Die Studie ist in der Fachzeitschrift „Global Change Biology“ erschienen. Daran beteiligt waren 51 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter anderem aus Deutschland, Australien, Indien, Philippinen, Italien, Finnland, Brasilien und Kanada.