Studie: Viele Jugendämter mit Problemen im Bereich Kindeswohl

Zahlreiche Jugendämter sind einer Erhebung zufolge bei Hinweisen auf mögliche Gefährdungen des Kindeswohls nicht optimal aufgestellt. Die Missbrauchsbeauftragte Claus spricht sich für unkomplizierte Verfahren aus.

Personalmangel führt in vielen Jugendämtern laut einer Studie dazu, dass sie nicht angemessen auf eingehende Hinweise zu möglichen Kindeswohlgefährdungen reagieren können. Nur ein Drittel ist demnach in der Lage, alle Meldungen aufzunehmen und zügig zu bearbeiten. Das geht aus der am Montag in Berlin vorgestellten Studie “Licht ins Dunkel bringen” von Transparency International Deutschland und den SOS-Kinderdörfern hervor.

Nur gut die Hälfte der deutschen Jugendämter weise online auf Meldewege für Hinweisgeber hin. Die Behörden müssten das Hinweisgeben so einfach wie möglich machen, sagte Studienleiter Sebastian Oelrich. “Man darf nicht vergessen, dass es vielen Menschen extrem schwerfällt, Vernachlässigung von Kindern oder häusliche Gewalt bei den Nachbarn zu melden.”

Nur jede fünfte Behörde weise ausdrücklich auf die Möglichkeit einer anonymen Meldung hin, hieß es weiter. Zudem böten nur etwa zehn Prozent Informationen in leichter Sprache an, was Kinder und Jugendliche sowie Menschen mit Migrationshintergrund den Zugang erschweren könne. Nur ein Drittel der befragten Behörden nenne eine konkrete Ansprechperson, an die sich Hinweisgebende wenden könnten.

Für die Studie wurden die Internetangebote einer den Angaben zufolge repräsentativen Auswahl von Jugendämtern untersucht. Außerdem wurden Mitarbeitende befragt und Interviews mit Verantwortlichen geführt.

Die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Kerstin Claus, sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) auf Anfrage, man wisse, dass Leitungskräfte und Personal in Einrichtungen, Internaten oder Schulen Meldungen oder konkreten Hinweisen auf sexualisierte Gewalt oft nicht angemessen nachgegangen seien. Deshalb müssten Mitarbeitende, aber auch Externe, die sich Sorgen um ein Kind machten, die Möglichkeit haben, auch außerhalb festgelegter Abläufe Hinweise zu geben. “Allein schon deshalb sollte Whistleblowing unkompliziert möglich sein, und entsprechende niedrigschwellige Angebote sollten überall bekanntgemacht werden.”