Viele Firmen bieten, was junge Menschen suchen – aber machen dies nicht recht bekannt. Auch sind Unternehmen kompromissbereiter, als viele Bewerber glauben. Eine Studie mahnt zu einem klügeren Ausbildungsmarketing.
Viele Ausbildungsbetriebe informieren vorab nicht so ausreichend über Lerninhalte und Vergütung, wie junge Interessenten es wünschen. Das geht aus einer am Montag veröffentlichten gemeinsamen Studie der Bertelsmann Stiftung und des Instituts der deutschen Wirtschaft hervor. Vieles, was eine Ausbildung attraktiv mache, böten Unternehmen auch an. Allerdings erfüllten sie den Informationsbedarf von potenziellen Bewerbern oft nur zum Teil.
Demnach wünschen sich 95 Prozent der jungen Menschen vor einer Bewerbung Auskunft sowohl über konkrete Inhalte und Tätigkeiten der Ausbildung wie auch über die Ausbildungsvergütung. Hingegen stellten nur drei Viertel der Betriebe Informationen über die Tätigkeiten vor einem Bewerbungsgespräch bereit, nur 60 Prozent machten die Bezahlung transparent. Für die Studie wurden 1.755 junge Menschen im Alter von 14 bis 25 Jahren und 1.071 Unternehmen befragt.
Eine deutliche Informationslücke im Ausbildungsmarketing stellten die Bertelsmann Stiftung und das Institut der deutschen Wirtschaft bei Angaben zum Bewerbungsverfahren fest: Auf der einen Seite wünschen sich mehr als neun von zehn Jugendliche und junge Erwachsene Informationen über den Ablauf des Bewerbungsverfahrens, und über 80 Prozent finden einfache Bewerbungsverfahren attraktiv. Auf der anderen Seite bieten zwar 91 Prozent der Unternehmen solche einfachen Verfahren auch tatsächlich an, aber nur weniger als die Hälfte informiert darüber im Vorfeld einer Bewerbung.
Der Leiter des Clusters Berufliche Qualifizierung und Fachkräfte beim Institut für deutsche Wirtschaft, Dirk Werner, sagte: “Damit Ausbildungsbetriebe und potenzielle Auszubildende wieder häufiger zusammenfinden, sollten die Unternehmen in ihrem Ausbildungsmarketing noch häufiger auf die Informationen eingehen, die für junge Menschen wichtig sind. Sie sollten transparenter machen, wie das Bewerbungsverfahren abläuft, was die Ausbildung bei ihnen attraktiv macht, wie der Arbeitsalltag aussieht und welche Perspektiven es für die Zeit nach der Ausbildung gibt – und das so konkret wie möglich.”
Grundsätzlich sind Betriebe laut der Studie bei der Stellenbesetzung kompromissbereiter: Zwei Drittel der befragten Unternehmen stellen eigenen Angaben zufolge auch Jugendliche ein, die nicht über alle geforderten Kompetenzen verfügen. Mehr als ein Drittel nehmen auch Bewerber, die erheblichen Förderbedarf haben. Acht von zehn Unternehmen achten bei der Einstellung weniger auf Schulnoten als auf den persönlichen Eindruck. Auf der anderen Seite glauben nur 57 Prozent der jungen Menschen, dass ihre individuellen Kompetenzen wichtiger sind als ihre Zensuren, um eine Stelle zu bekommen.