Studie: Spendenbereitschaft der Deutschen in 2022 deutlich gestiegen

Die Deutschen haben laut einer Umfrage im vergangenen Jahr trotz Inflation viel gespendet. Besonders großzügig seien jüngere Menschen.

Für die Ukraine geben die Deutschen weiterhin gern
Für die Ukraine geben die Deutschen weiterhin gernImago / Photothek

Die Spendenbereitschaft der Deutschen ist einer Umfrage zufolge im vergangenen Jahr trotz Inflation und persönlicher wirtschaftlicher Sorgen deutlich gestiegen. Insgesamt spendeten die Menschen 2022 rund 15,5 Milliarden Euro für gemeinnützige, humanitäre oder ökologische Zwecke, wie aus einer Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln hervorgeht, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. Das seien rund 2,6 Milliarden Euro mehr als im Jahr zuvor gewesen. Zuerst hatte die Rheinische Post über die Studie berichtet.

Gut jeder zweite Deutsche (50,6 Prozent) gab laut der IW-Umfrage an, im Jahr 2022 gespendet zu haben. Unter den Spendern vermerkte jeder Dritte, einen etwas oder deutlich höheren Betrag weggeben zu haben als 2021. Nur 15 Prozent spendeten etwas oder deutlich weniger als das Jahr zuvor. Im Durchschnitt spendeten die Bürger knapp ein Prozent des Nettoeinkommens.

Forschung: Spender sind glücklicher und zufriedener

„Aus der Forschung wissen wir, dass Spender glücklicher und zufriedener als andere sind“, sagte IW-Studienautor Dominik Enste. „Wer etwas für den guten Zweck verschenkt, fühlt sich meist wie ein guter Mensch.“ Dieser Effekt sei beim Spender viel größer als beim Empfänger. Auf die Spendenbereitschaft wirkten sich dabei vor allem Katastrophen und Krisen aus, beispielsweise das Erdbeben in Marokko oder der Krieg in der Ukraine. „Solidarität verbindet – besonders zur Weihnachtszeit“, erklärte Co-Studienautor Matthias Diermeier.

Das Spendenaufkommen 2022 liegt laut dem Institut weit über der Summe von 12,9 Milliarden Euro, die im Sommer vom Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) auf der Basis von Angaben der Spendenorganisationen veröffentlicht worden war. Die höhere Summe bei der aktuellen Erhebung im Vergleich mit dem DZI ergebe sich unter anderem daraus, dass bei der IW-Studie auch Großspenden bis 30.000 Euro berücksichtigt wurden, hieß es.

Westdeutsche spenden mehr als Ostdeutsche

Besonders großzügig seien jüngere Menschen. Die durchschnittliche Spendenhöhe in der Altersgruppe der 18- bis 34-Jährigen habe im vergangenen Jahr durchschnittlich 638 Euro betragen. Diese Werte seien im Vergleich zu anderen Altersgruppen doppelt so hoch. Frauen hätten zudem 2022 häufiger als Männer gespendet.

Zudem liegt bei Westdeutschen laut der Umfrage die Spendenbereitschaft um zehn Prozentpunkte höher als bei Ostdeutschen. Wer die allgemeine Hochschulreife hat, spende eher als jemand mit Mittlerer Reife (plus 7,8 Prozentpunkte). Große Einkommensunterschiede gingen mit einer Spendendifferenz von über 400 Euro einher.

Die Auswertungen für die Studie basieren auf der IW-Personenbefragung im Auftrag des Instituts der deutschen Wirtschaft über das Online-Access-Panel von „Bilendi & Respondi“. Fast 4.900 Menschen ab 18 Jahren wurden in Deutschland im Rahmen einer Mehrthemen-Umfrage online befragt. Die Erhebung fand im Frühjahr 2023 statt.