Studie: Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten oft nachlässig
Am Mittwoch ist Welttag der sexuellen Gesundheit – hierzulande kaum ein Thema, oder? Fachleute mahnen nach den Aids-Aufklärungskampagnen der 1990er Jahre zu neuer Wachsamkeit. Bestimmte Infektionen würden unterschätzt.
Sexuell übertragbare Krankheiten werden von vielen Menschen unterschätzt: Zu diesem Schluss kommt eine am Freitag veröffentlichte Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Das Schutzverhalten werde mitunter vernachlässigt, warnen die Fachleute.
So nutze nur die Hälfte der Befragten, die in keiner festen Beziehung leben und im vergangenen Jahr Sex hatten, “immer” oder “häufig” ein Kondom. Der am häufigsten genannte Grund für den Verzicht auf Kondome ist demnach die Annahme, das Gegenüber und man selbst seien gesund (62 Prozent). Doch dies könne trügerisch sein, denn einige Infektionen wie Chlamydien lösen laut BZgA oft gar keine oder nur sehr leichte Beschwerden aus.
Chlamydien gelten als eine der häufigsten sexuell übertragbaren Krankheiten, vor allem unter jungen Menschen. Unbehandelt kann eine Chlamydien-Infektion demnach Entzündungen der Geschlechtsorgane verursachen, die bei Frauen und Männern zu Unfruchtbarkeit führen können. Werde eine Infektion mit Chlamydien frühzeitig erkannt, sei sie in der Regel mit Antibiotika schnell und vollständig heilbar. Laut Studie haben jedoch nur 60 Prozent schon einmal etwas von Chlamydien gehört oder gelesen.
Der kommissarische Leiter der Bundeszentrale, Johannes Nießen, forderte besser Aufklärung, auch über Angebote wie ein Chlamydien-Screening. Das Bewusstsein, dass sich jede sexuell aktive Person potenziell mit einer Krankheit infizieren könne, sei “nicht ausreichend verankert”. 73 Prozent der Befragten in einer festen Beziehung hätten vor ihrem ersten Sex nicht über das Thema gesprochen. “Tabuisierung und Scham spielen dabei eine Rolle”, so der Experte.
Kondome schützten vor HIV und weiteren Infektionen, betonen die Fachleute. 88 Prozent der Befragten hätten Erfahrungen mit deren Gebrauch. Die Kampagne #WissenWasRumgeht soll auf das Thema sexuelle Gesundheit aufmerksam machen. – Für die Studie wurden laut Angaben 4.640 Personen ab 16 Jahren befragt.