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Studie: Nur wenige Jobanzeigen werben mit Familienfreundlichkeit

Vereinbarkeit von Familie und Beruf? In Stellenanzeigen wird das laut einer neuen Studie nur selten angesprochen. Und das trotz Fachkräftemangel in vielen Branchen.

Familienfreundlichkeit wird nach einer Studie der Bertelsmann-Stiftung bislang nur selten in Stellenanzeigen erwähnt. Im vergangenen Jahr versprachen nur 16,4 Prozent der Jobangebote Familienfreundlichkeit, wie die am Donnerstag veröffentlichte Untersuchung ergab. 12 Prozent der Anzeigen hätten sich zur Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben bekannt, lediglich 2,7 Prozent Unterstützung bei der Kinderbetreuung angeboten. Die Studie untersuchte den Angaben zufolge sämtliche rund 8 Millionen Stellenausschreibungen, die vergangenes Jahr in Deutschland veröffentlicht wurden.

“Das ‘Ja’ zur Familienfreundlichkeit fehlt in der Mehrzahl der Stellenanzeigen”, kritisierte Eric Thode, Arbeitsmarktexperte der Bertelsmann-Stiftung. Wenn Unternehmen in Zeiten des Fachkräftemangels bestehen wollten, müssten sie deutlich machen, dass ihnen die flexible Arbeitsgestaltung und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf am Herzen liege. “Sonst verliert das Unternehmen den Wettbewerb um die besten Köpfe – egal ob Frauen oder Männer.”

Laut der Stiftung kommt auch die flexible Gestaltung der Arbeitszeit häufig zu kurz: Nur 14 Prozent der Ausschreibungen erwähnten, dass Arbeitnehmer den Umfang ihrer Arbeitszeit selbst wählen können. In immerhin 25 Prozent der Anzeigen werde angeboten, die Arbeitsstunden in der Woche flexibel und nach eigenen Bedarfen zu verteilen.

Nach der Auswertung verlangen 18 Prozent der Jobangebote, dass Bewerbende in ihrem Arbeitsalltag ein hohes Maß an “Flexibilität” an den Tag legen. 12 Prozent der Anzeigen enthielten die Notwendigkeit, im Schichtdienst zu arbeiten. Knapp 8 Prozent forderten die Bereitschaft zu Dienstreisen.

Große Unterschiede zeigen sich beim Vergleich von traditionellen Frauen- und Männerberufen. Bei typischen Frauenberufen etwa in der Altenpflege bieten knapp ein Viertel der Anzeigen die Möglichkeit an, über den Umfang der wöchentlichen Arbeitszeit mitzuentscheiden. Dies findet sich laut der Studie aber nur in 7 Prozent der Ausschreibungen für männerdominierte Berufe. Jobs mit hohem Männeranteil wiesen häufiger höhere Anforderungen an die Arbeitszeit auf, etwa was Schichtdienst oder Rufbereitschaft betrifft – auf Kosten familiärer Interessen.

“Damit haben Frauen weniger Möglichkeiten, sich auf männerdominierte Berufe zu bewerben”, so Michaela Hermann, Arbeitsmarktexpertin der Stiftung. “Und die Sorgearbeit liegt weiterhin überwiegend bei Frauen, weil Männer ihrerseits seltener Vereinbarkeitsangebote erhalten. Hier sollten Unternehmen unbedingt nachbessern.”