Trading-Apps wie Trade Republic oder Scalable Capital sind populär, weil sie keine oder nur niedrige Gebühren verlangen für den Handel mit Aktien. Einer Studie zufolge verleiten sie aber auch zu risikoreicher Geldanlage.
Mit Aktien handeln, ETF-Sparpläne anlegen oder in Rohstoffe investieren: Sogenannte Neobroker – Onlinehändler von niederschwellig angebotenen Wertpapieren – werben mit niedrigen Gebühren und einem leicht zugänglichen Angebot um Anleger. Einer aktuellen Studie zufolge verleiten Trading-Apps wie Trade Republic oder Scalable Capital unerfahrene Investoren aber auch zum Zocken.
Wie Wissenschaftler der Hochschule München und der Universität Trier in einer aktuellen Studie darlegen, sind Nutzer solcher Trading-Apps im Vergleich zu traditionellen Investoren jünger und risikofreudiger, zudem handelten sie mehr. Gleichzeitig bleibe der Wissens- und Erfahrungsstand der Anleger bei den Neobrokern auf einem niedrigen Niveau, auch wenn er im Laufe der Zeit zunehme. So erklärten demnach etwa nur sieben Prozent der Nutzer von Trading-Apps zu wissen, wie das Geschäftsmodell der Finanzdienstleister funktioniere.
Bei langfristiger Nutzung der Apps stieg dennoch die Risikobereitschaft der Nutzer an. Mehr als jeder zweite Nutzer (52 Prozent) von Neobroker-Apps gab demnach an, dass Investieren “wie ein Spiel” sei. Dem stimmte hingegen nur jeder dritte Anleger (32 Prozent) zu, der sein Geld über andere Online-Dienste anlegt. Neobroker wie Trade Republic oder Scalable Capital nutzen den Wissenschaftlern zufolge Gamification-Methoden, wodurch das Spekulieren für Anleger geradezu spielerisch werde.
Anleger bei Neobrokern fahren laut Studie eine höhere jährliche Rendite ein als Anleger auf klassischen Plattformen. Dennoch führe die Kombination von wenig Finanzwissen und einer steigenden Risikotoleranz zu potenziell risikoreicheren Anlageentscheidungen und so zu einer höheren Verlustwahrscheinlichkeit. Den Forschern zufolge deute ihre Studie darauf hin, dass “Trading-Apps eine Reihe von negativen Auswirkungen” auf ihre Nutzer hätten: Sie würden häufiger handeln als andere Anleger, ihre Risikotoleranz erhöhen und auch ihre Risikobewertung von Finanzprodukten verändern. Trading-Apps könnten demnach eher Casino-Ersatz sein als eine nachhaltige und langfristige Geldanlage.
Trotz der negativen Effekte sehen die Wissenschaftler aber die Möglichkeit, dass Neobroker zu einer steigenden Beteiligung am Aktienmarkt in Deutschland führen können. Die Forscher rund um den Hauptautor Jonas Freibauer schlagen dafür etwa eine Lernversion von Trading-Apps vor, die ohne echtes Geld funktioniere. Sie könnte Anfängern helfen, den Kapitalmarkt kennenzulernen.
Weiter plädieren die Wissenschaftler für eine stärkere Finanzbildung – etwa in Bezug auf den Umgang mit Verlusten -, damit Neuanleger dem Aktienmarkt lange erhalten bleiben. Denn die Studie förderte auch die Erkenntnis zutage, dass Nutzer von Trading-Apps ihre Investitionen ganz aufgeben, wenn sie nicht mehr beim Neobroker aktiv sind. Damit gehen sie dem Aktienmarkt verloren.