Studie: Musik stärkt Bindung an die Kirche

Kirchenmusik leistet einer neuen Studie zufolge einen wichtigen Beitrag zur Mitgliederbindung und -orientierung in den Gemeinden. Mehr als jeder zehnte Kirchenmusiker und mehr als jeder fünfte Konzertgast sei konfessionslos, heißt es in der am Freitag in Wittenberg vorgestellten Untersuchung der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM). Rund 79 Prozent der Aktiven, die im Kirchenchor oder Krippenspiel singen sowie in der Gemeinde-Band oder dem Posaunenchor spielen, seien Mitglied der evangelischen Kirche

Die Mehrheit der Aktiven seien Frauen, das Geschlechterverhältnis bei den Chorleitenden sei hingegen nahezu gleich, hieß es. Drei Viertel der Musizierenden seien dabei auch in weiteren Ehrenämtern im Gemeindeleben und darüber hinaus engagiert. 39 Prozent der in der Studie Befragten habe angegeben, sich auch außerhalb der Kirchengemeinde für die Zivilgesellschaft einzusetzen.

Die Hälfte der Teilnehmenden sage, dass Kirchenmusik für sie ihr wichtigster musikalischer Lernort sei, hieß es. Immer wieder würden die Geselligkeit und der Dienst für die Gemeinschaft als besonders erfüllend hervorgehoben. Insgesamt bescheinige die Erhebung der Arbeit ihrer musikalischen Gruppen einen wertvollen Beitrag nicht nur für das kirchliche Leben.

Kirchenmusik brauche jedoch dringend Nachwuchs, hieß es weiter. Mehrheitlich werde das Engagement von 50- bis 70-Jährigen getragen. Die Chöre als „Kristallisationspunkte und auch Zentren kirchlichen Lebens in städtischen wie ländlichen Regionen“ müssten gestärkt werden. Eine besondere Herausforderung sei es, Menschen aus bildungsferneren Kontexten für ein Engagement zu gewinnen.

Innerkirchlich trage die Kirchenmusik der Studie zufolge zu einem guten Miteinander im gemeindlichen Leben bei, hieß es weiter. Aktive und Chorleitende betonten dabei, dass die kirchenmusikalische Gruppe eine lange und eindrucksvolle Tradition fortsetze. Unter den Aktiven herrsche darüber hinaus mit überproportional hoher Zustimmung Einigkeit darüber, dass das musikalische Engagement sie mit der christlichen Tradition verbinde. Ihr Engagement trage laut Studie nachweislich zur Verstetigung der christlichen Traditionen bei.

Ziel der Untersuchung war den Angaben zufolge, am Beispiel der mitteldeutschen Landeskirche die Bedeutung von Kirchenmusik in die Gemeinden und Gesellschaft zu erforschen. Dafür seien im Jahr 2022 die Aktiven in kirchenmusikalischen Gruppen, die Chorleitungen sowie in neun Kirchenkreisen die Gäste von musikalischen Veranstaltungen befragt worden.

Das musikalische Engagement habe für den Gemeindeaufbau und die Gemeindeentwicklung eine hervorgehobene Bedeutung, lautet eine zentrale Schlussfolgerung der Studie. Singen und Musizieren dürften als Kennzeichen evangelischer Gemeinden nicht unterschätzt werden. Das gemeinsame Singen und Musizieren sei neben der Verkündigung des Evangeliums, der Taufe und dem Abendmahl ein deutliches Erkennungszeichen von Kirche.

In der EKM gab es 2022 insgesamt 1.203 musikalische Gruppen, die 4.797 Veranstaltungen angeboten haben. Insgesamt waren 21.035 Menschen in den kirchenmusikalischen Gruppen aktiv.