KI im Wahlkampf? “Nein danke”, sagen laut einer Studie die meisten Menschen in Deutschland. Forscher fordern Regeln für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in politischen Kampagnen – und mehr Medienbildung.
In Deutschland lehnen viele Menschen laut einer neuen Studie den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) im Wahlkampf ab. Mit KI erzeugte Bilder und Videos bewerten mehr als 50 Prozent als gefährlich, wie aus einer am Donnerstag von der Otto Brenner Stiftung in Frankfurt veröffentlichten Studie hervorgeht. 83 Prozent verlangen demnach Kennzeichnungspflichten und 75 Prozent eine Überprüfung künstlich erzeugter Inhalte durch unabhängige Experten.
“Die deutsche Bevölkerung sieht mehr Risiken als Chancen durch den Einsatz von KI-generierten politischen Inhalten und wünscht sich verbindliche Regeln zur Überprüfung und Transparenz”, fasste Studienleiter Simon Kruschinski von der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz die Ergebnisse zusammen.
Ein Forscherteam des Instituts für Publizistik der Universität befragte laut Mitteilung 1.991 repräsentativ ausgewählte Personen. Zudem sei bei einem Online-Experiment mit 2.081 Teilnehmenden die konkrete Wirkung von KI-erzeugten und echten Kampagnenbildern untersucht worden. Eine Erkenntnis sei, dass sich KI-Bilder kaum von realen Fotografien in ihrer emotionalen Wirkung unterscheiden.
“Menschen haben Schwierigkeiten, zwischen KI-generierten und echten Kampagnenbildern zu unterscheiden”, erklärte Co-Studienleiter Pablo Jost. Klare Kennzeichnungspflichten für politische Akteure, ethische Standards beim Einsatz von KI und mehr Medienkompetenz in der Breite der Bevölkerung seien daher nötig für einen transparenten Einsatz der neuen technischen Möglichkeiten.
KI-Modelle ermöglichten, mit Kampagnen gezielt Emotionen und Weltbilder anzusprechen, hieß es. Sie förderten zudem eine schnelle Verbreitung der Inhalte, eine unkritische Rezeption und könnten daher auch für Desinformation eingesetzt werden. “Die Entscheidung der zentralen Social-Media-Plattformen, Inhalte zukünftig nicht mehr auf ihren Wahrheitsgehalt zu kontrollieren, ist vor diesem Hintergrund besonders kritisch zu bewerten”, folgerte der Geschäftsführer Brenner-Stiftung, Can Gülcü.