Studie: Lage der Krankenhäuser 2022 erneut verschlechtert

Corona hat den Krankenhäusern einen Geldsegen gebracht. Seit er aufhört, geht es wirtschaftlich bergab. Auch die Zahl der Behandlungsfälle geht zurück.

Die wirtschaftliche Lage deutscher Krankenhäuser hat sich 2022 erneut leicht verschlechtert. Das deutsche Gesundheitswesen stehe immer noch vor großen Herausforderungen, für die es aktuell nicht gerüstet sei, heißt es in dem am Donnerstag in Berlin und Essen veröffentlichten “Krankenhaus Rating Report”, der gemeinsam vom RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und des Institute for Healthcare Business GmbH (hcb) in Kooperation mit der Bank im Bistum Essen (BIB) erstellt wurde.

Nach einem guten Jahr 2020 habe sich die wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser nach 2021 auch 2022 wieder verschlechtert, heißt es. 2022 befanden sich 10 Prozent der Krankenhäuser im “roten Bereich” mit erhöhter Insolvenzgefahr, fast 20 Prozent im “gelben” und 70 Prozent im “grünen Bereich”.

Die Ertragslage war 2022 ähnlich wie im Vorjahr: etwa 30 Prozent der Krankenhäuser schrieben auf Konzernebene einen Jahresverlust. Ein Minus bei der Ertragslage gab es bei allen Trägerformen. Besonders hoch fiel es bei freigemeinnützigen/kirchlichen Häusern aus.

Maßgeblich für die schlechtere wirtschaftliche Lage waren laut Report der Rückgang der staatlichen Ausgleichszahlungen im Rahmen der Covid-19-Pandemie und inflationsbedingt steigende Kosten. Außerdem blieben die Behandlungszahlen auf einem niedrigen Niveau. Die stationäre Fallzahl legte 2023 zwar um etwa 2,3 Prozent zu. 2022 war sie bereits um etwa 0,8 Prozent gewachsen, nachdem sie 2020 aufgrund der Covid-19-Pandemie außerordentlich stark um 13,5 Prozent gesunken und auch im zweiten Pandemiejahr 2021 leicht um 0,3 Prozent zurückgegangen war.

Insgesamt zeigt eine Auswertung vorliegender Jahresabschlüsse aus den Jahren 2007 bis 2022, dass die Situation der Krankenhäuser in Ost-Deutschland am besten ausfällt, am schlechtesten in Bayern und Baden-Württemberg. Kliniken in freigemeinnütziger und privater Trägerschaft schneiden beim Rating und der Ertragslage signifikant besser ab als öffentlich-rechtliche Kliniken. Ein deutlich besseres Rating und eine bessere Ertragslage hatten außerdem größere Kliniken, Häuser in Klinikketten, Krankenhäuser mit einem mittleren und hohen Spezialisierungsgrad sowie Einrichtungen mit einem hohen “Casemixindex”, also der durchschnittlichen Schwere der Patientenfälle.

Eine genauere Untersuchung von 47 Klinikinsolvenzen zwischen Juni 2022 und März 2024 zeigt, dass eher kleinere Häuser betroffen sind. Zwei Drittel dieser Insolvenzen entfielen auf Standorte in freigemeinnütziger/kirchlicher Trägerschaft, etwa ein Viertel auf öffentlich-rechtliche Träger und nur wenige auf Private. Von den 47 Standorten wurden bislang sieben Standorte geschlossen.

Die Anzahl der in Krankenhäusern beschäftigten Menschen ist umgerechnet in Vollkräfte zwischen 2015 und 2022 um elf Prozent gestiegen. Dabei hat der Anteil der in Teilzeit beschäftigten Menschen leicht zugenommen. Im ärztlichen Dienst in Krankenhäusern erhöhte er sich zwischen 2015 und 2022 von 22 Prozent auf 32 Prozent.