Studie: Kinder mit deutschem Pass bekommen mehr Hilfe für die Schule

Der deutsche Pass hat einer Studie zufolge Einfluss auf den Bildungserfolg von Kindern mit Migrationshintergrund. Zugewanderte Mütter, deren Kinder seit Geburt die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, unterstützen diese intensiver in schulischen Belangen, wie aus einer am Mittwoch in Berlin vorgestellten Untersuchung des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung hervorgeht. Die Studie könne das auf den bloßen Effekt der Staatsbürgerschaft zurückführen.

Der Effekt wirke sich langfristig auf die Schulabschlüsse aus, heißt es. Kinder aus zugewanderten Familien mit deutschem Pass machen der Studie zufolge mit einer höheren Wahrscheinlichkeit Abitur.

Die Studienautorinnen um die Bevölkerungsökonomin C. Katharina Spieß haben für die Untersuchung die Auswirkungen der im Jahr 2000 in Kraft getretenen Staatsangehörigkeitsreform betrachtet. Seitdem ist es unter bestimmten Voraussetzungen möglich, dass in Deutschland geborene Kinder von Eltern ohne deutschen Pass selbst die deutsche Staatsangehörigkeit erhalten können. Die Studie vergleicht vier Gruppen: Kinder, die im Jahr vor und nach der Reform geboren sind, sowie Kinder aus Familien mit und ohne Migrationshintergrund. Dadurch könne der Effekt der Staatsbürgerschaft isoliert werden. Analysiert wurden für die Studie Daten unter anderem aus dem Mikrozensus und dem nationalen Bildungspanel.

Die formale Zugehörigkeit zur deutschen Gesellschaft mache einen Unterschied beim Bildungserfolg, resümieren die Autorinnen. Über die Gründe für den Effekt der Staatsbürgerschaft könne man nur spekulieren, sagte Studien-Co-Autorin Elena Ziege. Mütter erwarteten mit Erwerb der Staatsbürgerschaft für ihre Kinder vermutlich bessere Perspektiven am Arbeitsmarkt, sagte sie. Sie sähen einen höheren Nutzen von Bildungserfolgen für ihre Kinder, heißt es dazu in der Studie.

Der Untersuchung zufolge hat mehr als ein Drittel der Mütter minderjähriger Kinder in Deutschland Migrationshintergrund. 29 Prozent der Mütter minderjähriger Kinder seien selbst zugewandert. Sieben Prozent der Mütter mit Kindern unter 18 Jahren sind darüber hinaus Zugewanderte der sogenannten zweiten Generation, das heißt, mindestens ein Elternteil wurde nicht in Deutschland geboren. Die meisten zugewanderten Mütter kommen aus Polen, der Türkei, Kasachstan, Russland, Syrien und Rumänien.

Die Studie untersuchte auch, inwiefern sich die Erwerbstätigkeit zugewanderter Mütter entwickelt und sich von der von Müttern ohne Zuwanderungsgeschichte unterscheidet. Eine entscheidende Wegmarke für die Aufnahme einer Arbeit war der Studie zufolge die erleichterte Anerkennung von im Ausland erworbenen Berufsabschlüssen ab 2012. Dennoch liege die Erwerbsbeteiligung von Frauen ohne Zuwanderungsgeschichte weiterhin unter der von Frauen ohne Migrationshintergrund. „Der Fachkräftemangel in Deutschland könnte durch eine bessere Unterstützung dieser Mütter reduziert werden“, schlussfolgern die Autorinnen.