Studie: Katholische Kirche fordert nachhaltigere Bodennutzung

Die katholische Deutsche Bischofskonferenz (DBK) hat bei einer Tagung am Mittwoch in München über Ernährungssicherheit und Klimaschutz diskutiert. Dazu veröffentlichte sie eine Studie, in der sie angesichts von Klimawandel und Artenschwinden Leitlinien für eine nachhaltigere und gemeinwohlorientierte Bodennutzung formuliert hat. Der Boden und dessen Nutzung hänge stark mit Klima, Artenvielfalt und Wasserkreislauf zusammen, sagte der Vorsitzende der Sachverständigengruppe und Präsident der Hochschule für Philosophie, Johannes Wallacher, dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Der Augsburger Bischof und Vorsitzende der DBK-Kommission Weltkirche, Bertram Meier, sagte in seinem Vortrag laut Manuskript, dass die Bekämpfung des Klimawandels erfordere, Land und Boden zu erhalten. Das Land müsse die Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung sichern, Biodiversität fördern und in hohem Ausmaß auch CO2 speichern. Die Welt oder Gottes Schöpfung gehöre darüber hinaus nicht dem Menschen, sondern sei ihm zum „treuhänderischen Gebrauch übergeben“. Man stehe daher auch in einer moralischen Pflicht, die Welt für nachfolgende Generationen intakt zu halten.

Aktuell werde Boden wegen verschiedener Faktoren knapper und teurer, außerdem werde agrarisch genutzter Boden zunehmend ausgebeutet, erläuterte Wallacher. Schäden für das ökologische Gleichgewicht seien die Folge. Es brauche deswegen ein kluges Management, damit Gemeingüter wie der Boden langfristig funktions- und regenerationsfähig blieben. Dazu seien klare Regeln und internationale Solidarität nötig, basierend auf dem Grundsatz der christlichen Soziallehre, der zufolge die „Erdengüter“ für alle Menschen gemeinsam bestimmt seien.

Der Grundbesitz in Europa sei schon immer gewissen Grenzen unterworfen gewesen, sagte Wallacher. So werde zwischen verschiedenen Nutzungsrechten für das gleiche Stück Boden unterschieden, etwa für agrarische Nutzung, für Jagd- oder Wasserrechte. Diese müssten zeitgemäß weiterentwickelt werden, fordern die Fachleute. Staatliche Regulierungs- und Förderpolitik sollte daher nicht nur eine betrieblich-effiziente Bodennutzung im Blick haben, sondern den „weiteren Blickwinkel der Gemeinwohleffizienz“.

Boden dürfe auch nicht nur als Betriebsressource betrachtet werden, sondern als wertvolles Naturvermögen, erläuterte Wallacher. Landwirte sollten gesellschaftlich besser anerkannt und finanziell unterstützt werden, wenn sie das wertvolle Naturkapital bewahren. Der Staat stehe in der Pflicht, den notwendigen Wandel mit langfristigen Strategien mitzugestalten – etwa durch angepasste Vorgaben für Düngemittel, Pestizide oder Quoten für Tierhaltung, durch die Renaturierung von Auen und Mooren oder die Abschaffung fragwürdiger Subventionen.

Zudem plädieren die Expertinnen und Experten für handelbare Zertifikate auch im Agrarsektor sowie für gemeinwohldienliche Institutionen wie etwa eine CO2-Zentralbank oder ein CO2-Grenzausgleich beim Handel mit Drittstaaten. Kosten wie Gewinne einer solchen Landnutzungswende müssten gerecht verteilt werden. Auf die Kirche komme hier eine Vorreiterrolle zu, sagte Wallacher. Sie müsse ihr eigenes Land nach dem Kriterium der Gemeinwohlorientierung bewirtschaften oder verpachten, um so ihrer Schöpfungsverantwortung nachzukommen.

Die 75-seitige Studie „Ernährungssicherheit, Klimaschutz und Biodiversität: Ethische Perspektiven für die globale Landnutzung“ war von der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz in Auftrag gegeben worden. (00/2700/11.09.2024)