Studie: Gleichmäßige Landverteilung führt zu höherem Wachstum

Wem vererbe ich meinen Hof? In der Vergangenheit gab es dafür regional klare Regeln: Entweder bekam der Erstgeborene alles oder der Hof wurde gleichmäßig verteilt. Laut einer Studie bringt letztere Regelung klare Vorteile.

  Laut einer aktuellen Studie wirken verschiedene historische Erbrechtsregelungen bis heute nach. Dort, wo landwirtschaftliche Nutzfläche in den vergangenen zwei Jahrhunderten gleichmäßig an die folgende Generation weiter verteilt worden sei, sei der Wohlstand größer als in Gegenden, in denen es nur einen Erbe gab, wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) am Mittwoch mitteilte.

Eine gleichmäßige Verteilung (Realteilung) habe langfristig Unternehmertum, Wachstum und Wohlstand einer Region beeinflusst. Die Studie wurde vom DIW und dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) erarbeitet. Demnach reicht die Datenanalyse vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart.

In Gebieten mit Realteilung hatten demnach alle Geschwister eigene finanzielle Mittel zum Experimentieren und zum Abfedern unternehmerischer Risiken. Deshalb habe es dort auch mehr Unternehmensgründungen gegeben, so Studienautorin Charlotte Bartels, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) des DIW Berlin.

In Deutschland liegt demnach heute die Einkommenslücke zwischen Haushalten in historischen Realteilungsgebieten (gleichmäßige Verteilung) und solchen, die sich in historischen Anerbenrechtsgebieten (der Erstgeborene erbt alles) befinden, bei etwa 6 Prozent. Der Unterschied der regionalen Wirtschaftskraft sei mit etwa 15 Prozent sogar noch höher. Grob gesprochen galt demnach das Anerbenrecht eher im Norden und Osten Deutschlands und die Gleichteilung, die traditionell Realteilung heißt, tendenziell eher im Südwesten.

Zentral für die Interpretation der Ergebnisse dieser Studie sei, dass die Regionen mit Realteilung nicht schon aus anderen Gründen bessere Ausgangsbedingungen für langfristig höheres Wirtschaftswachstum gehabt hätten. Um zu gewährleisten, dass die Regionen tatsächlich vergleichbar sind, wurden nach Angaben der Autoren zahlreiche historische Indikatoren auf Unterschiede zwischen Realteilungs- und Anerbenrechtsgebieten geprüft.