Studie: Geburt kann Psyche der Mutter schaden

Die Geburt eines Kindes bedeutet nicht nur reines Glück für die Eltern. Die anstrengende Zeit danach kann vor allem Mütter belasten. Eine Studie zeigt, warum das so ist.

Laut einer Studie kann sich eine Geburt über Jahre negativ auf die Gesundheit der Mutter auswirken. “Unsere Studie bestätigt Eindrücke aus den sozialen Medien und öffentlichen Debatten, dass viele Frauen mit Erschöpfung leben, was gemeinhin als Mütter-Burnout bezeichnet wird”, erklärte Wissenschaftler Fabian Dehos vom RWI Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung am Mittwoch in Essen. In den ersten vier Jahren nach der Geburt steige unter anderem die Verschreibung von Antidepressiva und die Anzahl der Psychotherapien. Gleiches gelte für Schmerzmittel.

Nach Angaben des Instituts ist die Gesundheit um den Zeitpunkt der Geburt im Durchschnitt eigentlich besonders gut und verschlechtert sich erst danach. Bei Frauen, die vier Jahre nach einer Geburt kein weiteres Kind bekommen, übersteige die Verschreibung von Antidepressiva das Niveau vor der Schwangerschaft um durchschnittlich 44 Prozent. Generell nehme die Wahrscheinlichkeit einer Depression im Vergleich zur Zeit vor der Geburt um acht Prozent zu, die einer Schlafstörung um 18 Prozent.

Laut Studie nimmt außerdem die Bedeutung von Antidepressiva gegenüber einer Psychotherapie zu. Das ergebe sich aus Befragungen sowie aus Krankenkassendaten. Zusätzliche Umfrageergebnisse zum Alltag der Mütter deuteten zudem darauf hin, dass sie nach der Geburt dauerhaft weniger schlafen, Sport treiben und Freizeitaktivitäten nachgehen. Zusammen mit umfangreicher Kinderbetreuung und psychosozialen Belastungen trage dies wesentlich zu einer schlechteren Gesundheit bei.

Weitere Ergebnisse der Studie belegen unter anderem, dass der Bildungsgrad einer Mutter für die psychische Gesundheit unerheblich ist. Auch ob der Wohnort in Ost- oder West-Deutschland liegt, mache keinen Unterschied. Da die Gesundheitsgefährdung somit eine breite soziale Gruppe betreffe, forderte Dehos mehr Unterstützung bei Kinderbetreuung und einen besseren Zugang zu psychologischer Beratung. Zudem bedürfe mehr Anreize für Väter, in Elternzeit zu gehen.