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Studie: Eltern wollen oft beste Freunde statt Erzieher sein

Früher streng, heute nachgiebig: Eltern gehen mit Regelverstößen lockerer um. Eine Studie zeigt den Wandel im Erziehungsstil.

Eine neue Familienumfrage verdeutlicht Trends in der Erziehung
Eine neue Familienumfrage verdeutlicht Trends in der ErziehungImago / Cavan Images

Viele Eltern wollen beste Freunde ihrer Kinder sein und vermeiden deshalb bei Regelverstößen Strafen. 60 Prozent der Mütter und 72 Prozent der Väter wünschen sich nach der veröffentlichten repräsentativen Studie der Krankenkasse Pronova BKK ein freundschaftliches Verhältnis zu ihrem Kind. Zugleich räumen 58 Prozent der Eltern ein, Fehlverhalten ihrer Kinder durchgehen zu lassen. Pronova-Familienpsychologin Nina Grimm sieht es kritisch, wenn Eltern Konflikte vermeiden, um die Freundschaft nicht zu gefährden. “Eltern sind Gefährten. Aber keine beste Freundin oder bester Freund.”

Grenzen bleiben in der Kindererziehung wichtig

52 Prozent der Eltern besprechen laut Umfrage zwar Regelverstöße mit Kindern, diese blieben aber ohne Konsequenzen. In der eigenen Kindheit, so die meisten Befragten, seien Strafen bei Regelverstößen dagegen selbstverständlich gewesen. Heute setzen nur noch 45 Prozent der Eltern auf Sanktionen, wie es hieß. Grimm sieht es als problematisch, wenn Kinder kaum noch Frustrationserfahrungen machen oder Grenzen gesetzt bekommen. “Es geht darum, diese Erfahrungen zuzulassen und liebevoll zu begleiten, statt sie permanent zu vermeiden.” Dabei sollten Mütter und Väter sich klar machen: “Kinder sind gleichwertig. Aber nicht gleichberechtigt.”

Studie zeigt Wandel im Erziehungsstil der Eltern

Die Mehrheit der heute erziehenden Eltern bewertet ihre eigene Kindheit als autoritär geprägt: 60 Prozent sagen, ohne Mitspracherecht erzogen worden zu sein. 37 Prozent berichten von einem demokratischen Erziehungsstil und 2,5 Prozent wurden Laissez-faire großgezogen. Inzwischen entstehen Regeln laut Studie häufiger im Dialog: 53 Prozent der Eltern legen sie gemeinsam mit Kindern fest. Nur 44 Prozent setzen sie wie früher “von oben” durch.

Für die Studie “Familie und Erziehung 2025” wurden im März 2.000 Mütter und Väter befragt, die mit mindestens einem eigenen Kind unter 16 Jahren im Haushalt leben.