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Strukturreform: Traditionsreiche Prälatur Ulm soll aufgelöst werden

Durch eine grundlegende Strukturänderung geht in Ulm eine lange kirchliche Tradition zu Ende. Nach einem Beschluss der Landessynode, dem Kirchenparlament der rund 1,7 Millionen württembergischen Protestanten, soll die Prälatur Ulm aufgelöst werden, wie der Sprecher der Landeskirche, Dan Peter, am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Ulm erläuterte. Im Kirchenbezirk Ulm leben in acht Dekanaten auf der Ostalb und in Oberschwaben rund 300.000 evangelische Christen. Mit Ulm soll auch die Prälatur Stuttgart aufgegeben werden, weshalb es dann in ganz Württemberg nur noch die Prälaturen Heilbronn und Reutlingen geben wird.

Als Grund für diese Reduzierung nannte Peter Sparzwänge wegen der zurückgehenden Finanzkraft der Kirche. Dabei sind die Einsparungen durch diese Strukturreform jedoch eher unerheblich: Der Kirchensprecher bezifferte die erwartete Kostenreduzierung vor allem durch den Wegfall der Prälatenfunktion in Ulm auf etwas unter 200.000 Euro, für beide Prälaturen auf knapp 500.000 Euro.

Die Einbußen der Prälatenstellen wirft Peter zufolge eine ganze Reihe praktischer Probleme und Fragen auf. So müsse geklärt werden, wer in Zukunft die Visitationen der Dekanate vornehme, Dekane in ihr Amt einsetze und verabschiede und vor allem in verantwortlicher Position bei den Besetzungen von Pfarrstellen mitwirken könne. Wenn sich diese Aufgaben auf nur zwei Prälaten konzentriere, bedeute das in der württembergischen Flächenkirche einen erheblichen Aufwand, etwa durch lange Fahrtstrecken.

Außerdem habe die Reduzierung Auswirkungen auf den Oberkirchenrat: Da beide zur Disposition stehenden Prälaten von Amts wegen Mitglieder dieses Leitungsgremiums sind und nicht ersetzt werden, verschöben sich die Gewichte zu nicht-theologischen Mitgliedern, wie etwa dem Finanzreferenten oder dem juristischen Referatsleiter.

Die Ulmer Prälatin Gabriele Wulz, die von dem Synodenbeschluss vollkommen überrascht worden sei, wies auf die regionale Einbindung der Prälaten hin. Dadurch seien sie ein Bindeglied zwischen Kirchenleitung und der überregionalen Perspektive mit der Basis und der Kirche vor Ort. Überdies könnten die Prälaten, die nicht in Gemeinde- oder Dekanatsstrukturen eingebunden seien, verschiedene kirchliche Akteure in einer Region miteinander vernetzen.

Auch wenn der synodale Beschluss die Prälatur Ulm nicht explizit erwähne, sei davon auszugehen, dass Ulm betroffen sei. Denn das Bewerbungsverfahren für ihre Position sei kurzfristig gekippt worden, sagte die Prälatin, die Ende des Jahres in den altersbedingten Ruhestrand tritt. Mit der Prälatur werde auch die Predigtstelle der Prälatin am Ulmer Münster beendet, die auf eine bereits 1398 am Münster eingerichtete Prädikatur zurückgeht.

Die Strukturreform stößt in der evangelischen Kirche in Ulm auf deutlichen Widerstand. Ulm sollte als Standort einer Prälatur unbedingt erhalten bleiben, da sich die „Kirchlichkeit in Ostwürttemberg maßgeblich von der Frömmigkeit und Kirchlichkeit in Altwürttemberg“ unterscheide, betonte Dekan Torsten Krannich in einem schriftlichen Statement. Außerdem lasse der Beschluss, bei dem das Dekanat vor vollendete Tatsachen gestellt worden sei, „jede Form von inhaltlicher Reflexion“ vermissen.

Matthias Freudenmann, Vorsitzender der Bezirkssynode, sagte der bei der Pressekonferenz, dass vor Ort eine „Abstimmungsphase“ begonnen habe, wie gegen den Beschluss angegangen werden könne. Viel Hoffnung dafür wollte Kirchensprecher Peter jedoch nicht machen: Die Reduzierung der Prälaturen sei Teil eines Gesamtpakets für Einsparungen, das die Landesynode keinesfalls aufdröseln werde. (1667/08.07.2025)