Stress im Advent? Das muss doch nicht sein!

Geschenke kaufen, das Fest vorbereiten: Für viele Menschen ist der Advent purer Stress. Dabei steht die Zeit vor Weihnachten eigentlich für Besinnlichkeit. Was also tun? Von Katharina Hamel

Advent bedeutet für viele Menschen Geschenke einkaufen, wie hier an der Marktkirche in Hannover
Advent bedeutet für viele Menschen Geschenke einkaufen, wie hier an der Marktkirche in HannoverHarald Koch / epd

Hannover. Seit einigen Tagen öffnet sich die automatische Tür der Buchhandlung von Karl Lang (61) fast unentwegt. Nur ein paar Schritte vom Eingang des Ladens entfernt haben Kunsthandwerk- und Glühweinhändler des hannoverschen Weihnachtsmarktes ihre Holzbuden aufgebaut. Es ist enger geworden, und die Passanten lösen immer öfter die Lichtschranke der Tür aus. Drinnen stöbern einige Frauen und Männer in den Bücherregalen und blättern in Bildbänden. Noch sei es dort ruhig, sagt Lang. "Aber je näher Heiligabend kommt, desto ungeduldiger werden die Kunden."
Eigentlich steht der Advent für Ruhe und Besinnlichkeit, doch zum gemütlichen Spekulatiusessen und Teetrinken bei Kerzenschein kommen in den vier Wochen vor Weihnachten nur wenige. Zwar freuten sich die meisten Menschen auf das Weihnachtsfest, sagt der Psychologe Michael Schottmayer von der Universität Bremen. Aber Geschenke zu kaufen, das Festessen vorzubereiten und die Feiertagsbesuche zu organisieren, seien eine zusätzliche Belastung für den Alltag. Das führe oft zu Stress.

Was das ganze Jahr liegen blieb

Eine Umfrage von Psychologen der Universität Erlangen-Nürnberg aus dem vergangenen Jahr bestätigt das: Die 500 Befragten im Alter zwischen 17 und 22 Jahren schätzten den Stress in der Adventszeit deutlich höher ein als den an den Weihnachtsfeiertagen. Als besonders anstrengend empfanden sie es, sich Geschenke zu überlegen und sie zu besorgen. Viele sorgten sich auch um das viele Geld, das sie dafür ausgeben müssten.
Hinzu komme emotionaler Stress, betont Schottmayer. Der Gedanke, an den Feiertagen die versammelte Verwandtschaft zu treffen, bedrückt manche schon Wochen vorher. Das Jahresende nutzten viele außerdem dazu, Bilanz zu ziehen über die eigenen Erfolge und vergebene Chancen. In den verbleibenden Tagen wollten sie dann noch alle möglichen Aufgaben erledigen, die sie das Jahr über vor sich hergeschoben haben.

Zeitplan hilft gegen Stress

Buchhändler Lang erlebt in der Weihnachtszeit, wie die Anspannung seiner Kunden von Tag zu Tag wächst. Zu Beginn des Advents hätten die meisten das Gefühl, sie könnten noch locker alle Geschenke kaufen, erzählt er. Schwierig werde es später, wenn ein Buch nicht mehr rechtzeitig bis Weihnachten lieferbar sei. "Da werden manche ungehalten."
Um in der Advents-Hektik möglichst entspannt zu bleiben, empfiehlt Schottmayer, sich einen Zeitplan zu machen. Eine Liste könne helfen, die Übersicht zu wahren, welche Aufgaben wann zu erledigen sind. Die Kunst sei nur, "sich auch daran zu halten".
Wer sich unausgeglichen fühle, sollte bewusst innehalten und der Unzufriedenheit oder den Ängsten auf den Grund gehen, rät Schottmayer. Viel Bewegung und Gespräche mit Freunden könnten zusätzlich dabei helfen, Konflikte zu lösen.

Die Marktkirche – ein Ort der Ruhe

Währenddessen blickt Karl Lang durch seine Schaufenster über die Weihnachtsmarktbuden hinweg auf die Marktkirche. Mitten im Trubel ist sie ein Ort der Ruhe. An je drei Abenden lädt die Gemeinde in der Adventszeit jede Woche zu besonderen Andachten ein, sagt Insa Becker-Wook vom hannoverschen Stadtkirchenverband. Dabei werde ein Sternenhimmel an das Gewölbe projiziert. Ähnliche Angebote gibt es auch in den Kirchen anderer Städte, wie der Bremer Liebfrauenkirche.
Auch Lang versucht als Ruhepol auf seine Kunden einzuwirken. Zwar würden auch er und seine Mitarbeiter im Advent zunehmend ungeduldiger, sagt Lang. Dennoch versuche er, den Kunden mit Gelassenheit zu begegnen. "Wir haben bisher jeden beruhigen können."