Streit ums Land der Kirche

Eine Kita und ein neues Sportzentrum sollen in Bad Schwartau entstehen, allerdings auf einem Grundstück der Kirchengemeinde. Und die hat einige Fragen.

Für diese Straße befürchtet die Kirchengemeinde mehr Verkehr – und mehr Lärm
Für diese Straße befürchtet die Kirchengemeinde mehr Verkehr – und mehr LärmPrivat

Bad Schwartau. Ein großes Bauprojekt in Bad Schwartau ist vorerst in der Schwebe: Weil die Stadtpolitik und die Kirchengemeinde im Ortsteil Rensefeld sich über die Verwendung eines Grundstücks der Kirche bisher nicht einig wurden, verzögert sich der geplante Neubau eines Sportzentrums und einer neuen Kindertagesstätte – oder wird sogar an einen anderen Ort verlagert.

Konkret geht es um ein Feld der Kirchengemeinde am nördlichen Stadtrand von Bad Schwartau. Das Kirchenland befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu der bestehenden, aber alten Sportanlage „Am Papenmoor“: Die Kommune will das zusätzliche Grundstück pachten, um darauf einen Fußballplatz mit Kunstrasen zu bauen. Auch die übrige Anlage soll erneuert werden, sodass insgesamt ein modernes Sportzentrum entsteht – mit geplanten Investitionen in Höhe von 7 Millionen Euro. Zudem sind 100 neue Parkplätze und ein Kindergarten samt Therapiezentrum auf dem Gelände vorgesehen.

Fragen unbeantwortet

Doch die Kirchengemeinde sieht noch viele offene Fragen, die sie vor der weiteren Entwicklung des Projekts geklärt haben will. Denn durch das Zentrum und die Kita sei mit einem erhöhten Verkehrsaufkommen im Stadtteil zu rechnen. Schon durch den bisherigen Betrieb einer Schule des Trägers „Lebenshilfe“ und die Besucher des Friedhofs, beide nahe am fraglichen Areal gelegen, gebe es werktags einiges an Verkehr, dem die Anwohner ausgesetzt sind. So schildert Pastor Matthias Kiehn die aktuelle Situation.

Wie es mit Lärm- und Lichtemissionen erst aussehe, wenn noch mehr Eltern, Kita-Beschäftigte und Sportler am Wochenende hinzukommen, sei bisher nicht berücksichtigt worden: „Wie stellt sich die Stadt die zukünftige Verkehrsleitplanung vor? Diese Frage wurde noch gar nicht beantwortet“, sagt der Seelsorger.
Mit einem offenen Brief hat er sich deshalb gemeinsam mit den Kirchengemeinderat an den Bürgermeister Bad Schwartaus, Uwe Brinkmann, gewendet. Darin sieht sich das Gremium „derzeit nicht in der Lage, eine abschließende Bewertung vorzunehmen, da die sachlichen Zusammenhänge zu komplex sind und aus Sicht des Kirchengemeinderates etliche Fragen entweder noch nicht geklärt scheinen oder gar bislang in den Planungen und in der öffent­lichen Debatte überhaupt keine Berücksichtigung gefunden haben“.

In die Ecke gedrängt

Es gebe Druck von außen, sich schnell für das Projekt zu entscheiden, macht Pastor Kiehn deutlich. Er verweist auf eine Online-Petition von Eltern aus der Gegend, in deren Rahmen mit kritischen Kommentaren über die Verzögerung nicht gespart werde. „Wir sind die, die in die Ecke gedrängt werden“, sagt er: „Die Eltern halten uns vor, wir hätten etwas gegen die Kita. Und die Fußballer behaupten, wir hätten etwas gegen Sport“, so Kiehn. Beides stimme nicht – außerdem, so der Theologe, sei der Bedarf an neuen Kita-Pätzen im benachbarten Viertel Cleverbrück wesentlich dringender.

Bürgermeister Uwe Brinkmann verweist darauf, dass das Vorhaben noch nicht abgeschlossen sei: „Das ‚Projekt Neubau eines Sportzentrums‘ ist Gegenstand eines politischen Willensbildungsprozesses der städtischen Gremien“, schreibt er und verweist auf die Entscheidung der Stadtverordneten in dieser Sache. Einer von ihnen ist Hans Tylinski (SPD), dem zufolge in den kommenden drei Jahren bis zu 150 Betreuungsplätze für Kinder in Bad Schwartau fehlen: „Da müssen wir dringend etwas tun!“, macht er den Handlungsbedarf deutlich. Nun sollen neben Rensefeld noch weitere mögliche Orte für das neue Sportzentrum sowie die Kita geprüft werden – doch aus dem Rennen ist der Standort Am Papenmoor nicht.

Versammlung der Gemeinde geplant

„Das Ganze hat so weitreichende Folgen für unsere Kirchengemeinde, dass wir das nicht allein im Kirchengemeinderat beschließen möchten, sondern dazu eine Gemeindeversammlung einberufen werden“, zieht Kiehn ein Fazit. Wann und unter welchen Bedingungen die stattfinden könne, sei wegen der Pandemie aber noch nicht abzusehen. (epd)