Streit um Nazi-Glocke eskaliert

Der Kirchenvorstand in Schweringen will die Glocke weiter läuten lassen – gegen den Widerstand des Pastors.

Die Hakenkreuzglocke von Schweringen
Die Hakenkreuzglocke von SchweringenFabian Gartmann / epd

Schweringen/Kreis Nienburg. Der Streit um die Hakenkreuzglocke in der evangelischen Kapellengemeinde Schweringen bei Nienburg eskaliert. Der Kirchenvorstand hat beschlossen, die Glocke weiter läuten zu lassen, trotzdem muss sie zunächst schweigen. Gemeindepastor Jann-Axel Hellwege habe die Entscheidung seines Kirchenvorstandes angefochten, die Glocke wieder zum Gottesdienst läuten zu lassen, teilte ein Kirchensprecher mit. Hellwege habe Verfahrensfehler beanstandet. Die im Jahr 1934 aufgehängte Glocke trägt ein 35 mal 35 Zentimeter großes Hakenkreuz.
Nach dem Einspruch des Pastors muss die Gemeinde neu entscheiden und darf den gefassten Entschluss nicht umsetzen. Der Kirchenvorstand hatte Hellwege zufolge bereits am Mittwochabend entschieden, mit der seit September ruhenden Glocke wieder zum Gottesdienst zu läuten. Daran waren nach seinen Worten aber Kirchenvorsteher beteiligt, die nicht stimmberechtigt waren.

Landeskirche wollte neue Glocke zahlen

Zusammen mit dem Beschluss hatten die Kirchenvorsteher das Angebot der hannoverschen Landeskirche zurückgewiesen, die Kosten für eine neue Glocke zu übernehmen. Regionalbischöfin Petra Bahr sagte vor wenigen Wochen, ihrer Ansicht nach dürften Glocken mit NS-Symbolen nicht zu Gottesdiensten einladen.
Auch die "Initiative Kirche für Demokratie – gegen Rechtsextremismus" in der hannoverschen Landeskirche fordert, dass die Glocke nicht mehr läuten darf. Ein Runder Tisch "Gegen Rassismus und rechte Gewalt" in Stadt und Landkreis Nienburg hatte vor zwei Wochen ebenfalls eine neue Glocke angemahnt.

In der Pfalz musste ein Bürgermeister zurücktreten

In Faßberg bei Celle gibt es eine weitere Kirchenglocke mit einem Hakenkreuz. Doch dort hat die Gemeinde im Februar beschlossen, die Nazi-Glocke durch eine neue zu ersetzen. Ein Auftrag für einen Glockenguss wurde bereits erteilt.
Im pfälzischen Herxheim dagegen hatte der Gemeinderat seine Entscheidung bestätigt, die "Hitlerglocke" in der evangelischen Jacobikirche zu belassen. Der ehrenamtlichen Bürgermeister von Herxheim, Ronald Becker (Freie Wähler), hatte die Debatte um die Glocke im September sein Amt gekostet, nachdem er sich im ARD-Magazin "Kontraste" relativierend über den Nationalsozialismus geäußert hatte. (epd)