Die Stadt Osnabrück hält im Streit um das abgesetzte Theaterstück „Ödipus Exzellenz“ am Intendanten der Städtischen Bühnen fest. Sowohl der Aufsichtsrat als auch die Oberbürgermeisterin Katharina Pötter (CDU) stünden hinter Ulrich Mokrusch und sprächen ihm das Vertrauen aus, sagte eine Stadtsprecherin am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das Theater teilte mit, die Geschehnisse rund um die Absetzung des Stückes, das sich unter der Leitung von Regisseur Lorenz Nolting kritisch mit dem sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche auseinandersetzen sollte, würden intern aufgearbeitet. Dazu gebe es moderierte Gespräche, sagte eine Sprecherin. Das Schauspiel-Ensemble stellt sich laut einem NDR-Bericht geschlossen auf die Seite des Regisseurs.
Die Produktion war am 31. August als Eröffnungsstück der neuen Spielzeit geplant und wurde laut Stellungnahme des Theaters aufgrund „künstlerischer Differenzen“ abgesagt. Intendant Mokrusch kündigte dem Regieteam um Nolting. Streitpunkt war demzufolge die Darstellung eines katholischen Gottesdienstes auf der Bühne. Das Regieteam habe die Diskussion darüber verweigert. Mokrusch bestritt den Vorwurf, er habe seine Position mit dem katholischen Bistum Osnabrück abgestimmt.
Nolting hatte gegenüber dem epd betont, das Stück hätte zeigen sollen, wie die Täter Gebete und liturgische Texte bewusst eingesetzt hätten, um den Missbrauch zu ermöglichen und zu vertuschen. „Wir müssen in unserer Darstellung der katholischen Kirche frei sein.“ Das Team habe zuvor mit Betroffenen und Autoren von Studien über sexualisierte Gewalt in der Kirche gesprochen und mit dem Ensemble bereits zwei Wochen geprobt.
Das Ensemble des Theaters, das am 31. August ein Stück aus der vergangenen Saison statt der geplanten Premiere auf die Bühne brachte, kritisiert laut NDR die Entscheidung seines Intendanten. Die Schauspieler seien grundsätzlich unzufrieden mit dessen Führungsstil. „Diese vertikale Hierarchie – von oben nach unten – die dazu geführt hat, dass es die Absage gab, das müssen wir strukturell gleitend verändern. Wir wollen Reformen“, wird Thomas Kienast zitiert.