Streeck: Journalismus soll aufklären und nicht Spaltung vertiefen
Der Bonner Virologe Hendrik Streeck hat die Bedeutung von Medien für die Vermittlung von Informationen im wissenschaftlichen Diskurs unterstrichen. „Es ist essenziell, dass sie diese Verantwortung ernst nehmen und sich nicht auf ein Spiel von gut und böse, richtig und falsch einlassen“, sagte er am Samstagabend in Saarbrücken bei der Verleihung des Medienpreises „Goldene Ente“ an den Virologen Jürgen Rissland. Die Corona-Krise habe gezeigt, „wie wichtig ein ausgewogener, vielfältiger, kritischer Journalismus ist, der zur Aufklärung beiträgt, anstatt die Spaltung zu vertiefen“.
Während der Pandemie habe die Politisierung des Virus zu einer Spaltung der Gesellschaft geführt, unterstrich Streeck. Auch einige Journalisten seien zu Aktivisten geworden. Auf der einen Seite habe das sogenannte Team Vorsicht gestanden, auf der anderen das Team Leichtsinn. Dabei seien alle in einem Team gewesen, das echte Miteinander habe aber gefehlt.
In dieser Situation habe Jürgen Rissland kommuniziert. „Er hat zum Glück das getan, was ein Wissenschaftler tun muss: Er ist der Wissenschaft treu geblieben“, unterstrich Streeck in seiner Laudatio. „Er hat die Balance gehalten zwischen der Vermittlung von angebrachten Warnungen und gleichzeitig der Bewahrung eines optimistischen Ausblicks.“ Dabei habe Rissland verschiedene Sichtweisen und Ansätze gebündelt und allgemein verständlich kommuniziert.
Die Landespressekonferenz (LPK) Saar hat Rissland mit der undotierten „Goldenen Ente“ für seine „außergewöhnliche Kooperationsbereitschaft mit den Medien“ während der Corona-Pandemie ausgezeichnet. Der Leitende Oberarzt der Virologie am Universitätsklinikum des Saarlandes „war für die Journalisten in allen Phasen der Pandemie jederzeit ansprechbar und bereit, sein Expertenwissen mit der Öffentlichkeit zu teilen“, hieß es in der Begründung. Dabei habe er nicht versucht, Einfluss auf die redaktionelle Arbeit zu nehmen, und auch keine bestimmte pandemiepolitische Agenda verfolgt.
Rissland sagte, er freue sich „unglaublich“. „Der Preis symbolisiert für mich eine Wertschätzung“, betonte der Vorsitzende des Landesverbandes Saarland der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes. „Der Preis bringt für mich zum Ausdruck, dass ich in gewissem Sinne auch meinen eigenen Ansprüchen an mich selbst gerecht geworden bin.“ Denn er nutze jede Gelegenheit, „die öffentliche Gesundheit voranzubringen und zu verbessern“.
Mit dem Ehrenpreis „Goldene Ente“ zeichnet die LPK Saar seit 1973 Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens für ihren offenen Umgang mit der Presse aus. Mittlerweile wird die Auszeichnung alle zwei Jahre vergeben. Zu den bisherigen Preisträgern gehören unter anderem die frühere CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer und der ehemalige luxemburgische Außenminister Jean Asselborn.