Stiftung sieht Potenzial für die Aktivierung älterer Arbeitnehmer

Eine stärkere Aktivierung von Arbeitnehmern zwischen 55 und 70 Jahren könnte nach Prognosen der Bertelsmann Stiftung einen demografisch bedingten Rückgang der Erwerbstätigkeit erheblich verringern. Hierfür seien neben finanziellen Anreizen und arbeitsrechtlichen Erleichterungen auch die Schaffung von altersgerechten Arbeitsplätzen sowie einen Ausbau der Gesundheitsvorsorge nötig, erklärte die Bertelsmann Stiftung am Donnerstag in Gütersloh bei der Präsentation einer aktuellen Studie.

Demnach könnten bis zum Jahr 2035 bis zu 1,36 Millionen Vollzeitbeschäftigte aktiviert werden. Diese könnten den berechneten Rückgang der Erwerbstätigkeit in dieser Altersgruppe nahezu ausgleichen.

Potenzial sieht die Stiftung bei älteren Menschen, die in Teilzeit arbeiten, sowie bei über 65-jährigen Menschen, die gesundheitlich nicht eingeschränkt seien. Auch Menschen, die nicht erwerbstätig seien, jedoch noch keine Rente bezögen, könnten Angebote für einen Wiedereinstieg in das Arbeitsleben gemacht werden. Eine derzeit diskutierte Abschaffung der abschlagsfreien Rente für besonders langjährig Versicherte („Rente mit 63“) habe hingegen nur einen geringen Beschäftigungseffekt.

So stünden mehr als ein Viertel von älteren Arbeitnehmern in Teilzeitstellen aus Gründen wie Krankheit, einer dauerhaften Erwerbsminderung sowie wegen Betreuungs- und Pflegeverpflichtungen nicht für eine Vollzeitstelle zur Verfügung, erklärte die Stiftung. Eine bessere Gesundheitsvorsorge und altersgerechte Arbeitsplätze sowie mehr Entlastung bei Betreuungs- und Pflegeverpflichtungen sowie finanziellen Anreizen könnte hier zu einer erhöhten Arbeitszeit führen. Bei Altersrentnern, die gesundheitlich nicht eingeschränkt seien, könnten nach Einschätzung der Stiftung finanzielle Anreize und passgenaue Arbeitsangebote zu mehr Erwerbsarbeit führen.

Laut der Studie würde durch eine alternde Gesellschaft die Zahl der älteren Erwerbstätigen bis zum Jahr 2035 um 1,5 Millionen Menschen auf knapp neun Millionen zurückgehen. Zugleich gebe es rund acht Millionen Menschen, die wegen Rente, Krankheit, Arbeitslosigkeit oder anderen Faktoren nicht erwerbstätig seien.

Für die Studie „Beschäftigungspotenziale Älterer – Umfang und Realisierungschancen bis 2035“ haben Wissenschaftler des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) unter anderem auf Basis des Mikrozensus und des Sozio-oekonomischen Panels berechnet, wie sich das Beschäftigungspotenzial Älterer bis zum Jahr 2035 voraussichtlich entwickeln wird. Dazu wurden für einzelne Potenzialgruppen bestehende Hemmnisse und förderliche Faktoren für eine Ausweitung der Erwerbstätigkeit untersucht.