Stiftung fordert „Kultur der Beschäftigung“ beim Thema Organspende

Angesichts der im internationalen Vergleich niedrigen Organspende-Quoten hierzulande fordert der medizinische Vorstand der Deutschen Stiftung Organspende (DSO), Axel Rahmel, eine „Kultur der Beschäftigung“ mit dem Thema. Das gelte zum einen für die Krankenhäuser, zum anderen aber vor allem für die Bevölkerung, sagte Rahmel am Donnerstag beim DSO-Jahreskongress in Würzburg. Zwischen Januar und Oktober 2023 seien bundesweit 2.821 potenzielle Organspender von Kliniken gemeldet worden – aber nur ein Drittel habe realisiert werden können. Etwa die Hälfte sei an der fehlenden Zustimmung gescheitert.

Nach den am Donnerstag von der DSO präsentierten Zahlen gab es in den ersten zehn Monaten dieses Jahres zwar mehr Organspender sowie gespendete und transplantierte Organe als im Vorjahreszeitraum – allerdings im internationalen Vergleich nach wie vor auf einem äußerst niedrigen Niveau. Von Januar bis Oktober gab es in Deutschland 788 postmortale Organspender, im Vergleichszeitraum 2022 war die Zahl der Spender mit 710 auf den zweitniedrigsten Wert seit zehn Jahren gefallen. Nur 2017 hatte sie mit 681 noch niedriger gelegen. Der Höchstwert der vergangenen zehn Jahren wurde 2020 mit 793 Organspendern erreicht.

Mehr Organspender bedeutet auch mehr gespendete Organe: In den ersten zehn Monaten waren es 2.381 Organe, das Zehn-Jahres-Tief in den Vergleichszeiträumen lag 2022 bei 2.180. Die Zahl der transplantierten Organe in Deutschland lag auch im Jahr 2023 wieder höher als die Zahl der gespendeten, nämlich bei 2.480 von Januar bis Oktober. Dies liegt daran, dass die Organspendenbereitschaft in anderen Ländern deutlich höher ist als in Deutschland und auch Organe aus dem Ausland transplantiert werden. Hierzulande finden sich laut Statistik 10,34 postmortale Organspender je einer Million Einwohner, in Spanien 46,03 Spender.

Der medizinische DSO-Vorstand Axel Rahmel sagte, der „Aufwärtstrend“, den man bereits Mitte des Jahres registriert habe, habe sich bis Ende Oktober weiter fortgesetzt. Man liege damit fast genau auf dem Niveau von 2018 und habe den unerwarteten Rückgang der Organspenden in 2022 wieder kompensiert. „Diese Zahlen sollten aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass gerade in Deutschland immer noch ein eklatanter Mangel an Spenderorganen besteht“, sagte Rahmel. Rund 8.500 Menschen stünden derzeit auf der Warteliste für ein Spenderorgan. Die meisten von ihnen, nämlich rund 6.600, benötigten eine Spenderniere, hieß es.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bezeichnete es in einem Videogrußwort zur Eröffnung des DSO-Kongresses in Würzburg als beschämend, dass Deutschland im internationalen Vergleich nach wie vor ein Schlusslicht bei der Organspende sei. Für die betroffenen Patienten sei dies lebensbedrohlich. Er habe sich im Bundestag deshalb für eine Widerspruchslösung bei der Organspende starkgemacht. Er bedauere, dass die Initiative gescheitert sei. Bei einer Widerspruchslösung müssen Menschen einer Organspende zu Lebzeiten widersprechen, sofern sie diese nicht wollen. Diese Regelung gilt in den meisten EU-Ländern.