Stiftung: Bereitschaft zur Organspende stagniert seit zehn Jahren

Am 1. Juni ist Tag der Organspende. Die Bereitschaft zur Organspende in Deutschland nimmt laut Deutscher Stiftung Organtransplantation (DSO) nicht zu. Gibt es Hoffnung für die Widerspruchslösung?

Ein Organspendeausweis hilft, Leben zu retten
Ein Organspendeausweis hilft, Leben zu rettenImago / Bihlmayerfotografie

Die Bereitschaft zur Organspende in Deutschland nimmt nicht zu. Trotz aller Bemühungen, etwa auch des Gesetzgebers, sei das Land Schlusslicht in Europa, sagte Axel Rahmel, Medizinischer Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO), in Stuttgart. Während es in Deutschland nur 11 Spender pro eine Million Einwohner gebe, seien es in Spanien über 40 und in den meisten Nachbarländern zwischen 20 und 30.

In den ersten vier Monaten des Jahres habe es 292 Spender in Deutschland gegeben, 19 weniger als im Vorjahreszeitraum, sagte Rahmel. Er forderte die gesetzliche Einführung einer Widerspruchslösung, wonach jeder Mensch als Organspender in Betracht kommt, solange er nicht ausdrücklich widersprochen hat. Durch das neue Organspenderegister ließen sich Widersprüche verlässlich dokumentieren.

Bundesweit rund 8.300 Menschen auf der Warteliste

Bundesweit sind laut Rahmel rund 8.300 Menschen auf der Warteliste für ein Spenderorgan. Tatsächlich sei der Bedarf erheblich höher. So könnten von den schätzungsweise 100.000 Dialyse-Patienten in Deutschland die Hälfte von einer Nierentransplantation profitieren. Deshalb seien die Zahlen der Warteliste nur „die Spitze des Eisbergs“, sagte er.

Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) unterstützt die Forderung nach einer Widerspruchslösung. Man habe gemeinsam mit Nordrhein-Westfalen im Bundesrat eine entsprechende Initiative ergriffen. „Es sterben Menschen auf der Warteliste oder müssen unzumutbar lange warten“, beklagte der Minister. Auch die Kirchen unterstützten die Organspende.

Tag der Organspende: Hauptveranstaltung in Freiburg

Weder eine intensive Aufklärung noch ein Gesetz mit einer erweiterten Zustimmungslösung hätten an der Spendenbereitschaft etwas geändert, sagte Lucha. Während sich 70 Prozent in der Bevölkerung für die Organspende aussprächen, hätten nur 20 Prozent ihren Willen entsprechend dokumentiert.

Am 1. Juni wird der Tag der Organspende begangen. Die bundesweite Hauptveranstaltung findet in diesem Jahr in Freiburg statt. Zum Rahmenprogramm gehört ein ökumenischer Dankgottesdienst in der Universitätskirche, in dem für Spender und Angehörige gedankt werden soll.

Über die Widerspruchslösung bei der Organspende wird in Deutschland seit vielen Jahren gestritten. Während Unterstützer den Nutzen für Patienten in den Vordergrund stellen, bezweifeln Kritiker, dass hirntote Menschen tatsächlich tot sind oder dass eine Organentnahme ohne Zustimmung des Gestorbenen mit der Menschenwürde vereinbar ist.