Kinder, die viel Zeit am Smartphone verbringen, haben ein höheres Risiko, kurzsichtig zu werden. Kurzsichtigkeit kann aber auch vererbt werden oder mit einer Diabetes-Erkrankung einhergehen.
Eine starke Kurzsichtigkeit bei Kindern birgt das Risiko, dass diese später an Folgeerkrankungen wie dem Grauen Star oder an einer Netzhautablösung leiden. Deshalb sei es wichtig, der Kurzsichtigkeit früh entgegenzuwirken, erklärte der Augenarzt Peter Heinz bei einer Pressekonferenz der Stiftung Auge der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft mit Sitz in München am Mittwoch.
Eltern könnten am einfachsten und wirksamsten etwas dafür tun, indem sie dafür sorgten, dass ihre Kinder sich zwei Stunden am Tag draußen an der frischen Luft bewegten. “Denn Tätigkeiten im Nahbereich, zum Beispiel am Smartphone oder Tablet, begünstigen die Kurzsichtigkeit”, erklärte Heinz.
Kurzsichtigkeit sei einerseits genetisch angelegt, andererseits würde sie durch moderne Lebensgewohnheiten bedingt. Etwa dadurch, dass unser Aktionsradius durch digitale Endgeräte wie Handys verkleinert worden sei. “Als Meister der Anpassung stellt sich der Mensch darauf ein”, sagte Heinz.
Wenn ein oder beide Elternteile kurzsichtig seien, liege die Wahrscheinlichkeit beim Kind zudem bei 30 beziehungsweise 60 Prozent, dass es ebenfalls kurzsichtig wird, so der Facharzt. Weitere Ursachen für Kurzsichtigkeit könnten Diabetes Mellitus oder Stoffwechselerkrankungen sein. Auch zu früh geborene Kinder haben demnach ein erhöhtes Risiko für Kurzsichtigkeit.
Eine fachsprachlich Myopie genannte Kurzsichtigkeit gilt ab einem Wert von Minus 6 Dioptrien als hoch. Allgemein kann Kurzsichtigkeit mithilfe von Brillen optisch korrigiert werden. Wenn sich die Kurzsichtigkeit pro Jahr um mehr als eine halbe Dioptrie erhöht, kommt dem Facharzt Heinz zufolge zudem eine Behandlung mit niedrig dosierten Atropin-Augentropfen in Frage – bei Kindern im Alter zwischen 6 und 14 Jahren. Eine andere Behandlung könnte mit Multisegment-Brillengläsern oder speziellen Kontaktlinsen erfolgen, die das Längenwachstum des Augapfels regulierten. Auch eine Kombination beider Behandlungsarten sei möglich. Beide würden allerdings in der Regel noch nicht von Krankenkassen bezahlt.
Dem Augenarzt zufolge kann durch eine Behandlung das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit verhindert werden und somit das Risiko verringert werden, Folgeerkrankungen zu bekommen. “Wenn man die Behandlungsjahre durchhält”, erklärte Heinz.
Der Arzt, der auch Vorstandsmitglied der Stiftung Auge ist, empfiehlt Eltern, ihre Kinder frühzeitig vom Augenarzt untersuchen lassen – auch dann, wenn diese kein auffälliges Seh-Verhalten an den Tag legen würden. Am besten erfolge das im Alter zwischen zwei und drei Jahren. Die Untersuchungen beim Facharzt seien genauer als die bei den gängigen U-Untersuchungen für Kinder.