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Engagement für Flüchtlinge und eine Bilanz des Reformationsjubiläums standen im Mittelpunkt der Beratungen. Außerdem ging es um die künftige Ausrichtung der Landeskirche
DETMOLD – Der Lippische Landessuperintendent Dietmar
Arends hat eine restriktive Flüchtlingspolitik und eine zunehmende Ausgrenzung von Flüchtlingen kritisiert. Kirchenasyle würden durch die vielen anstehenden Asylentscheidungen noch einmal mehr Gewicht bekommen, sagte Arends in Detmold vor der lippischen Landessynode.
Wegen der hohen Belastung bei länger andauernden Kirchenasylen sollen Gemeinden durch das Diakoniereferat intensiver begleitet werden, wie Arends ankündigte. Zudem gebe es seit dem Frühjahr in der Lippischen Landeskirche eine zusätzliche Pfarrstelle für Flucht und Migration. Immer mehr Betroffene, Unterstützer und Kirchengemeinden hätten die Landeskirche um Hilfe gebeten. Die Flüchtlingsberatungsstellen in Lippe seien sehr stark besucht, betonte der Theologe und verwies darauf, dass viele Asylanträge in diesem Jahr negativ entschieden worden seien.
Die Kirche muss sich nach Ansicht von Arends Rechtspopulismus und Fremdenfeindlichkeit entschieden entgegenstellen. Der Theologe kritisierte Wahlkampfäußerungen und -plakate, die zum Teil offen rassistisch gewesen seien. Die Kirche müsse mit Menschen im Gespräch sein, und auch ihre Sorgen und Ängste hören, führte der Landessuperintendent aus. Es gebe jedoch eine klare Grenze, wenn es um rassistische, fremdenfeindliche und antisemitische Äußerungen oder Positionen gehe.
Das am 31. Oktober begangene 500. Reformationsjubiläum sieht Arends als Schub für die Ökumene. „Insgesamt können wir uns über ein sehr ökumenisch begangenes Reformationsjubiläum freuen“, sagte er.
Der Landessuperintendent hob auch die Beteiligung verschiedener Akteure in Lippe hervor. So hätten sich auch viele nichtkirchliche Institutionen, unter anderem aus den Bereichen Kunst und Kultur, beteiligt. Viele Veranstaltungen seien „ausgesprochen gut angenommen“ und „überdurchschnittlich gut besucht“ worden.
Der Beauftragte der Evangelischen Kirchen beim Land Nordrhein-Westfalen, Thomas Weckelmann, forderte auf der Synode Land und Kommunen dazu auf, sich über ein neues Finanzierungssystem für die Kindertagesstätten zu verständigen. Das Kita-Rettungspaket der Landesregierung über 500 Millionen Euro könne „nur der Anfang sein“. Außerdem kritisierte Weckelmann Pläne der Landesregierung, die Öffnung von Geschäften künftig an acht statt bisher an vier Sonntagen im Jahr zu erlauben.
Angesichts kleiner werdender Gemeinden und weniger Gelder will die Lippische Landeskirche Schwerpunkte für die Arbeit der Zukunft setzen. Das Kirchenparlament beriet ein Grundlagenpapier mit Empfehlungen für den Diskussionsprozess um den Weg der Kirche bis 2030. Diese betreffen unter anderem die Bereiche Gottesdienst, Seelsorge, ethische Orientierung oder Kommunikation des Evangeliums in der Öffentlichkeit. 2018 soll eine Prioritätendiskussion folgen, ehe im Herbst erste Beschlüsse im Rahmen des Diskussionsprozesses gefasst werden.
Die Lippische Landeskirche rechnet im kommenden Jahr mit einem Kirchensteueraufkommen von rund 33,5 Millionen Euro. Damit liegen die voraussichtlichen Einnahmen rund eine Million Euro über den Schätzungen für das laufende Jahr, wie der Juristische Kirchenrat Arno Schilberg vor der Synode erläuterte. Zwar hätten in den vergangenen Jahren die Kirchensteuereinnahmen durch die günstige wirtschaftliche Entwicklung höher als erwartet gelegen. Aber Schilberg warnte: „Das wird sich in den nächsten Jahren so nicht fortsetzen.“ epd