Statistik: Weniger Kinder in Heimerziehung und betreutem Wohnen

Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die nicht in ihrer eigenen Familie aufwachsen, ist im vergangenen Jahr erneut leicht zurückgegangen. Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Donnerstag mitteilte, wurden 2022 rund 207.000 Kinder und Jugendliche zumindest zeitweise außerhalb der eigenen Familie betreut, etwa ein Prozent weniger als im Vorjahr. Mit etwa 121.000 befand sich die Mehrheit dieser jungen Menschen demnach in der Heimerziehung oder in einer sonstigen betreuten Wohnform, weitere rund 86.000 waren in Pflegefamilien untergebracht.

Damit setzte sich ein Trend der vergangenen fünf Jahre fort. 2017 wuchsen laut Statistik noch fast 240.000 Kinder und Jugendliche außerhalb ihrer Familien auf, davon rund 148.000 in Heimen oder sonstigen betreuten Wohnformen und über 91.000 in Pflegefamilien. Die Zahl sank in den Folgejahren kontinuierlich.

Bei der Hälfte der Fälle stammen die Kinder aus Familien mit einem alleinerziehenden Elternteil, wie die Bundesstelle ausführte. Bei jeweils knapp einem weiteren Fünftel (18 Prozent) der Herkunftsfamilien handelte es sich demnach um Elternteile in neuer Partnerschaft oder um zusammenlebende Elternpaare. In den verbleibenden Fällen war die Familiensituation unbekannt oder die Eltern verstorben.

Hauptgründe für die Fremdunterbringung in einer Pflegeeinrichtung waren 2022 demnach der Ausfall der Bezugsperson bzw. die Unversorgtheit der jungen Menschen, etwa durch eine Erkrankung oder auch durch eine unbegleitete Einreise aus dem Ausland (25 Prozent), Gefährdung des Kindeswohls durch Vernachlässigung, körperliche Misshandlung, psychische Misshandlung oder sexuelle Gewalt (17 Prozent) sowie eine eingeschränkte Erziehungskompetenz der Eltern, beispielsweise durch pädagogische Überforderung oder Erziehungsunsicherheit (13 Prozent).

Fast die Hälfte der Kinder (48 Prozent) war bei der Inobhutnahme jünger als 14 Jahre, über ein Viertel (27 Prozent) sogar jünger als 10 Jahre. Während diese jüngeren Kinder vor allem in Pflegefamilien betreut wurden, überwog ab dem 10. Lebensjahr die Unterbringung in Heimen. Ein Fünftel der Jugendlichen zählte zur Gruppe der sogenannten Careleaver. Damit werden junge Erwachsene bezeichnet, die einen Teil ihres Lebens in Pflegeheimen oder -familien verbracht haben und nun an der Schwelle zum eigenen Leben stehen.