Statistik: Rund 80 Prozent der Evangelischen lassen sich konfirmieren

Von der Jungschar über den Kindergottesdienst bis zu musikalischen Angeboten: Die Evangelischen Landeskirchen in Baden und Württemberg erreichen mit ihren regelmäßigen Gruppenangeboten einer Statistik zufolge rund 159.000 junge Menschen. Weitere 280.000 Kinder und Jugendliche nehmen pro Jahr an Einzelangeboten wie Freizeiten, Waldheimen oder Bildungsseminaren teil, heißt es in der Statistik „Jugend zählt 2“, die am Mittwoch in Stuttgart vorgestellt wurde. Hinzu kommen rund 85.000 junge Menschen in der Jugendhilfe und Behindertenhilfe der Diakonie.

Bemerkenswert hoch ist die Zahl an Ehrenamtlichen, die sich in der evangelischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen engagieren: 57.714 Personen sind der Statistik zufolge in der kirchlichen Jugendarbeit aktiv, darunter 93 Prozent Ehrenamtliche. Besonders ist zudem, dass zwei Drittel der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbst noch Jugendliche oder junge Erwachsene sind, die in der kirchlichen Jugendarbeit ihre eigenen Ideen entwickeln und Verantwortung übernehmen.

Der Professor für Jugendarbeit an der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg, Wolfgang Ilg, sagte bei der Vorstellung der Vollerhebung, fast ein Fünftel aller evangelischen Kinder und Jugendlichen im Schulalter nehmen laut „Jugend zählt 2“ regelmäßig an einer Gruppe der evangelischen Jugendarbeit teil. „Die Kirche erreicht keine Generation so gut wie Kinder und Jugendliche mit ihren Angeboten.“ Die Konfirmandenarbeit, die rund 80 Prozent der 13- bis 14-jährigen Evangelischen wahrnehmen, habe eine besonders hohe Akzeptanz.

Allerdings habe die gesellschaftsbezogene Konfirmationsquote stark abgenommen: Lag sie in der ersten Vollerhebung vor neun Jahren noch bei mehr als einem Drittel, beträgt sie nun etwas weniger als ein Viertel. Dies habe weniger damit zu tun, dass die Evangelischen sich nicht mehr konfirmieren lassen wollen, sondern daran, dass es insgesamt weniger Evangelische gebe, erklärte Ilg. Gründe seien vor allem die demografische Entwicklung, eine nachlassende kirchliche Bindung, zunehmende Säkularisierung und Zuwanderung.

Dieser gesellschaftliche Trend zeigt sich auch in den allgemeinen Zahlen: Die Anzahl der evangelischen sechs bis 26-Jährigen sank von der ersten Erhebung vor neun Jahren um fast ein Viertel. Trotzdem sei immer noch mehr als jedes zweite Kind und Jugendlicher getauftes Mitglied einer der beiden großen Kirche, so Ilg, wissenschaftlicher Leiter der Erhebung.

Baden-Württembergs Sozialminister Manne Lucha (Grüne), sagte in seinem Grußwort, der Zugang zu den jungen Menschen sei „die Macht der Kirche“. Konfessionelle Jugendarbeit sei ein fester Bestandteil der pluralen Gesellschaft.

Erstmals wurden bei „Jugend zählt“ auch Daten aus der Diakonie in Baden-Württemberg berücksichtigt: Rund 78.000 junge Menschen bis 26 Jahren wurden durch die diakonische Jugendhilfe und fast 8.000 durch die diakonische Behindertenhilfe erreicht. Außerdem waren Ende 2021 insgesamt 2.837 Freiwilligendienstleistende bei kirchlichen und diakonischen Trägern im Südwesten im Einsatz. Die mit Abstand größten Träger für Freiwilligendienste sind die Diakonischen Werke in Baden und Württemberg. Die Freiwilligendienste werden von jungen Frauen stärker wahrgenommen als von jungen Männern, die nur ein Drittel der Freiwilligen ausmachen, zeigt die Statistik.

„Jugend zählt 2“ ist eine breit angelegte statistische Erhebung, die kirchliche, diakonische und jugendverbandliche Angebote in der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Bereich der beiden evangelischen Landeskirchen und ihrer Diakonie im Schuljahr 2021/2022 erfasst hat. Der Rücklauf von 72 Prozent war die Ausgangsbasis für die Hochrechnung. Das Projekt wurde von den Evangelischen Landeskirchen in Württemberg und Baden getragen, die wissenschaftliche Verantwortung lag bei der Forschungsgruppe Jugendarbeit der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg. Laut Wolfgang Ilg gibt es bundesweit keine vergleichbare umfassende Statistik über die evangelische Jugendarbeit. (0388/21.02.2024)